Inspector Swanson und die Bibliothek des Todes

Mord durch Ganesha

Inspector Swanson und die Bibliothek des Todes von Robert C. Marley

Oxford/London, 1895. Seit vielen Jahren erfüllt Bernhard Wilkes seine Aufgabe als Verwalter und Archivar in der Bodleian Library in Oxford. Der alleinstehende Mann ist seiner Kollegin zugetan. Als sie ihm gegenüber eine Andeutung macht, dass man sie belästigt habe, ist er mehr als verärgert. Zunächst muss er sich aber um andere Dinge kümmern. Ein Professor wurde in den Räumen der Bibliothek erschlagen. Zufällig besucht gerade Frederic Greenland in Begleitung von Louisa Balshaw und seinem Ziehsohn die eindrucksvolle Büchersammlung. Er merkt schnell, dass in diesem Fall nur sein Freund Donald Sutherland Swanson helfen kann.

Zur gleichen Zeit beginnt in London der Prozess gegen den Marquise de Queensberry, in dem Oscar Wilde seinen untadeligen Ruf wiederherstellen möchte. Der gerade publizierte Roman Das Bildnis des Dorian Gray untermauert die Behauptung, Wilde sei ein Sodomit, der den Sohn des Grafen verführe. Dass Queensberry mit einer dermaßen brillanten Anklage eröffnet, die nicht nur der Ruf dauerhaft ruiniert, sondern der Poet obendrein zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde, konnte niemand vorhersehen. Mit Swansons Augen verfolgen die Leser nebenher diesen bekannten Fall. Der Freigeist hat eindeutig zu früh gelebt.

Das Betreten der Bibliothek gleicht einer Reise durch die Zeit.

Greenland nimmt unterdessen in Oxford Kontakt zu den Tatverdächtigen in der Bodleian Bibliothek auf. Die dortige Polizei ist schnell am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt. Als wenig später Swanson in der Universitätsstadt ankommt, kann er sich schon ein ungefähres Bild machen. Man folgt ihm in die Gerichtsmedizin, in der man damals wie heute starke Nerven benötigt. Der bildhafte Erzählstil erleichtert die Vorstellung ungemein. Die Dialoge sind der Zeit angepasst, ohne den Lesefluss zu stören. Nicht nur die Umgebung, sondern auch das Verhalten der Gesellschaftsschichten wird plastisch geschildert. Neben der gebildeten Oberschicht, erhält man auch Einblick in das Leben der Unterschicht, wie sie die jungen Taschendiebe darstellen. Die Ablenkungsmanöver erklären, wieso einige Opfer ihren Verlust erst so spät bemerkten. In diesem Fall verschwindet ein in Leder gebundenes Buch, das heute ein Vermögen Wert wäre.

Inspector Swanson und die Bibliothek des Todes ist bereits der siebte Fall für den Ermittler, die alle in sich abgeschlossen sind, sodass ein Lesen entgegen der Chronologie des Erscheinens möglich ist. Das viktorianische Zeitalter mit seiner düsteren Atmosphäre wird durch die Mischung von Historie und Fiktion lebendig. Der Fall wird nach klassischem Muster angelegt und Stück für Stück ergeben die Ermittlungen ein Gesamtbild. Dabei erhöht sich die Spannung stetig. Der tatsächliche Tathergang ist erst zum Schluss erkennbar. Zudem ist der Inspector mit seinem Scharfsinn immer einen Schritt voraus. Der unterhaltsame Krimi punktet durch das Verweben von Fiktion in die wahren Begebenheiten der Zeit. Er enthält alles, was ich von einem handfesten historischen Krimi erwarte.


Im Interview mit Robert C. Marley erfuhr ich Neuigkeiten zum achten Band der Krimiserie, zum hauseigenen Kriminalmuseum und wie die Recherche zu den einzelnen Büchern gemacht wird. Es war ein aufschlussreiches Gespräch. Wäre ich nicht sowieso schon Fan dieser Reihe, würde ich spätestens jetzt mit dem Lesen beginnen.

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Auf der Seit von Roberts Kriminalmuseum findet ihr diese und weitere Exponate. Hier wird auch verraten, wen Robert – vermutlich nach Rücksprache mit Donald Swanson – für den wahren Ripper hält. Das Museum zieht demnächst übrigens um und zeigt die eindrucksvollen Stücke in größeren Räumlichkeiten. Ein Besuch würde mich ja schon reizen. Weitere Infos gibt es auf der Homepage.


Für den noch besseren Eindruck schaut ihr die Lesung an. Der Inspector ist mit seinem Sergeant in der Gerichtsmedizin. Die Stelle ist aber nichts für schwache Nerven und auch für niemanden, der vorher Innereien verspeist hat.

Robert C. Marley, geboren 1971, ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister und Mitglied des Syndikats – der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren. Seit seiner Jugend liebt er Sherlock Holmes und Agatha Christie und besitzt ein privates Kriminalmuseum. Der Autor lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen in einer sehr alten Stadt in Ostwestfalen. (Quelle: Dryas Verlag)


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  • Herausgeber: Dryas Verlag
  • Taschenbuch: 280 Seiten
  • erschienen am 3. November 2020
  • ISBN-13: 978-3948483067

Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Dryas Verlag über die Agentur zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.

Reihenfolge


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