lesende Menschen vor Bücherstapel

Zeitmanagement beim Lesen

Zehn Tipps, das Lesen im Alltag zu integrieren

So many books – so less time! Wer kennt das nicht? Gerade nach Besuchen im Buchhandel wünscht man sich deutlich mehr Zeit, um die Neuheiten auch gleich lesen zu können. Oft lassen einen die Alltagsverpflichtungen aber eben nicht in Ruhe auf dem Sofa ein Buch nach dem anderen lesen. Wie man sich dennoch ein paar mehr Seiten abtrotzt, habe ich in diesem Beitrag überlegt.

Bei der diesjährigen Netgalley-Challenge hat die Siegerin 72 Bücher in nur einem Monat rezensiert. Ich bewundere Books with Kisses für ihr Engagement für Bücher. Für mich müsste eine Challenge mit einer derartigen Anzahl Rezensionen vermutlich ein halbes Jahr dauern. Und selbst dann hätte ich noch Schwierigkeiten. Schnelleres Lesen bringt nicht unbedingt den gewünschten Erfolg, eher muss ich mir mehr Zeit nehmen. Wie ist es also machbar?

Das Rezensieren stellt für viele gar nicht das Problem dar. Vielmehr sollen die Bücher dazu ja auch gelesen werden, bevor man zu einer aussagekräftigen Meinung kommt. Im Durchschnitt haben meine Bücher etwas mehr als 400 Seiten, ermittelt meine Statistik. Pro Tag lese ich rund 100 Seiten. Das bringt mich im Monat meistens auf acht bis zehn Bücher. Dieses Jahr hinke ich etwas hinterher, weil andere Verpflichtungen dazu gekommen sind. Lesen ist für mich gerade in diesen Zeiten wie ein Ruhepol, bei dem ich das Karussel im Kopf verlangsame und auftanke. Genau das brachte mich erneut auf das Thema: Wie nutze ich meine Zeit, um mehr Bücher zu lesen?


„Hast du die alle gelesen?“

„Ich habe keine Zeit zum Lesen.“

„Ich weiß nicht, wann ich das noch schaffen soll!“

„Ich lese an dem Buch schon so lange, da habe ich den Anfang schon vergessen.“

(Aussagen von Besuchern, die zum ersten Mal vor meinem heimischen Bücherregal stehen.)

Man kann also davon ausgehen, dass andere noch weniger lesen. Aber es ist ja der eigene Wunsch, mehr von diesen tollen Büchern dort draußen zu lesen.

10 Tipps, Lesen im Alltag zu integrieren

Tipp 1: Auch Kleinvieh macht Mist!
Nimm dir morgens zum Kaffee Zeit, wenigstens einige Seiten in deinem Buch zu lesen. Bevor der Alltag richtig beginnt, nimmst du dir Zeit, dich mit deinem Buch für einige Minuten zurückzuziehen. Wenn es im Familientrubel zu hektisch ist, könntest du den Wecker zehn Minuten früher läuten lassen.

Tipp 2: Nutze Wartezeiten!
Wir warten ständig irgendwo auf irgendwas: An der Kasse vom Supermarkt, im Warteraum vom Arzt, an der Bushaltestelle, am Telefon in Warteschleifen, und so weiter. Meistens kennt man niemanden, also erwartet auch niemand ein Gespräch. Genieß die Stille mit einem Buch.

Tipp 3: Bewusst auf den Fernsehabend verzichten
Das abendliche Fernsehprogramm bietet nicht jeden Tag so viel Unterhaltung, dass man da nicht auch mal verzichten kann. Stattdessen erholt man sich mit einem schönen Buch.

Tipp 4: Lesebuddys suchen
Generationen vor uns haben es bereits ausprobiert: Das gemeinsame Lesen. Wer sich mit anderen Lesern verabredet, etwa in einem Lesezirkel oder online in einer Leserunde, hat praktisch eine Verabredung mit seinem Buch. Bis zu einem bestimmten Termin sollte man über eine bestimmte Seitenzahl gekommen sein. Wer sich nicht motivieren kann, sollte das unbedingt mal ausprobieren.

Tipp 5: Herausforderungen annehmen
Im Internet gibt es unzählige Challenges, also Wettbewerbe, die man zu den unterschiedlichsten Themen rund ums Buch mitmachen kann. Wenn man plötzlich die Aufgabe hat, ein Buch mit einem grünen Cover zu lesen oder eins, dessen Autor*in denselben Vornamen wie man selbst hat, regt das die Bereitschaft an, ausgetretene Pfade zu verlassen. Wer Neues ausprobiert, liest darin meist auch erstmal ein bisschen mehr.

Tipp 6: Beim Cardiotraining
Haltet ihr euch im Studio fit? Ja? Ist das Training auf dem Ergometer immer so spannend, dass die Zeit nur so verfliegt? Nicht immer? Das Gute an diesen Geräten ist ja, dass man nur ganz selten damit umfällt. Es kommen auch keine anderen Verkehrsteilnehmer in die Quere. Die meisten haben aber eine praktische Ablage direkt in Reichweite. Was liegt also näher als dort seinen Reader zu platzieren, eine angenehme Schriftgröße einzustellen und beim Strampeln oder Walken ein paar Seiten zu lesen?

Tipp 7: Bei Routinearbeiten
Die Suppe muss jetzt eine halbe Stunde eindicken und dabei umgerührt werden. Muss man da wirklich jede Sekunde die blubbernde Flüssigkeit beobachten? Es gibt noch weitere Routinearbeiten im Haushalt, aber nicht jede ist dafür geeignet, einfach nicht hinzugucken. Da muss man nach eigenem Ermessen auf die Suche gehen.

Tipp 8: Verabredung mit dem Buch
Wenn man den ganzen Tag herumwirbelt, braucht man irgendwann auch mal eine Pause. Am ehesten hält man sie ein, wenn man daraus ein Ritual macht. Wenn man sich nachmittags einen heißen Tee macht, genießt man ihn künftig mit einem Buch. 15 Minuten abschalten und wieder ein Kapitel gelesen.

Tipp 9: Vorm Einschlafen
Erinnert ihr euch noch, wie wunderbar das Vorlesen vorm Einschlafen war? Heute liest mir niemand mehr eine Gute-Nacht-Geschichte vor, aber das hindert mich ja nicht daran, ein Gute-Nacht-Kapitel zu lesen. Und wieder ein paar Seiten mehr, die ich sonst nicht gelesen hätte.

Tipp 10: Über Bücher bloggen
Ein Blog, der nicht regelmäßig neue Beiträge anbietet, interessiert bald keinen mehr. Von daher hat der Schreiber immer wieder die Notwendigkeit, über das Gelesene zu berichten.


Habt ihr auch kleine Hacks, die mehr Lesezeit in den Tagesablauf zaubern? Schreibt sie gerne in die Kommentare.

Ich gebe es zu, auch wenn ich in der Theorie so viele Möglichkeiten sehe, wie ich pro Tag ein paar Seiten mehr lesen könnte, schaffe ich es manchmal nicht. Ein ausgefüllter Arbeitstag ist ermüdend und manchmal ist es einfach nicht das richtige Buch zum Entspannen. Vorhin im Bus hätte ich 25 Minuten gehabt, aber vor mir saßen zwei Freundinnen und schräg hinter mir ein Telefonierer. Andere haben ja manchmal auch spannende Dinge zu erzählen und das Buch rennt mir nicht weg.

18 Gedanken zu “Zeitmanagement beim Lesen

  1. Ulla schreibt:

    Liebe Frau Goethe 😉
    ich habe mich in vielen Punkten erkannt. Ich weiß gerade mal, wie unser Fernseher ausgeschaltet wird, seit Jahren schaue ich nicht mehr fern. Lieber lese ich. Als ich noch berufstätig war und mit der Bahn zur Arbeit fahren musste, hatte ich immer ein Buch in der Tasche. Über die Menge der geschriebenen Rezensionen habe ich auch gestaunt und mir Gedanken gemacht. Es kommt schon mal vor, dass ich ganz viele Bücher lese und nicht immer Lust habe, sofort eine Rezension zu schreiben, dann passiert es, dass ich mehrere hintereinander schreibe und auch das nimmt Zeit in Anspruch, denn ich möchte doch mitteilen, wie ich das Buch fand und vielleicht was ich empfand und vor allem andere neugierig auf das Buch machen. Diesen Anspruch erfüllen viele Bewertungen in meinen Augen nicht, zumindest ich würde danach nicht das Verlangen haben und dieses Buch zu kaufen. Also bedeutet es für mich, ich brauche ein Zeitmanagement zum Lesen und zum Rezensieren. Überhaupt für alles, was mit Büchern zusammenhängt.
    Übrigens, im Winter nehme ich gerne ein Bad und lese. Im Sommer setze ich mich gerne auf eine Bank und lese. Es gibt so viele Möglichkeiten 😉
    Liebe Grüße
    Ulla

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  2. Anke schreibt:

    Vielen Dank, sehr schöne Anregungen! Ich werde das mit der festen Verabredung mal ausprobieren. Zum Beispiel nach dem Mittagessen eine halbe Stunde.
    Als ich noch ganztags arbeitete, habe ich immer die Mittagspause in der Firma genutzt, wollte mich aber auch an der frischen Luft bewegen. Also lief ich lesend bis zum Park. Wie viele staunende Blicke mir da von Autofahrern zugeworfen wurden, war herrlich. Das kann man aber nur in ruhiger Gegend machen und da, wo auf dem Gehweg keine Tretmienen zu befürchten sind. 🙂

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    • frauGoetheliest schreibt:

      Hallo Anke, das kenne ich auch mit der Pause. Wenn das Wetter nicht für Park geeignet war, setzte sich garantiert ein netter Kollege dazu und fing ein Gespräch über Bücher an. Die Zitate konnte ich auch dort zum Teil hören, ergänzt mit: „Bist du noch nicht fertig?“

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  3. booklookerskunterbuntebuecherreisen schreibt:

    Ach ja *seufz*
    Früher hat man mich NIE ohne Buch gesehen. Ich bin sogar vom Bahnhof nach Hause mit Buch vor der Nase gelaufen. Beim Kochen und wie du geschrieben hast auch beim Warten auf etwas.
    Wann habe ich das eigentlich verloren? Ich weiß es nicht! Aber: Ich nähere mich wieder an. Mit EBooks ist das jetzt sogar noch leichter, weil mal dicke Wälzer einfach so mitnehmen kann.
    Dieses Jahr habe ich schon viel geändert, was man auch an den vielen Büchern sehen kann, die ich schon gelesen habe.

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  4. tala2019 schreibt:

    Hallo Frau Goethe!
    Bei mir ist es so, dass ich leider in einem (guten) Buch völlig versinke, wenn ich es einmal angefangen habe. Dann lese ich, wie du schreibst, in jeder sich bietenden Minute. Die Leute um mich herum hassen das. Wenn ich es dann geschafft habe, atme ich erleichtert auf und gönne mir erstmal eine Lesepause, um meine freie Zeit wieder mit Freunden, Familie und eigener Kreativität zu verbringen. Bücher, die nicht diesen Sog auslösen, gibt es auch. Die kann ich auch „gesittet und langsam“ lesen, aber manchmal leg ich sie auch ganz weg und werde gar nicht fertig…
    Liebe Grüße,
    Tala

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    • frauGoetheliest schreibt:

      Hallo Tala,
      bei den gesittet und langsamen Büchern spiele ich ja auch häufig mit dem Gedanken ans Abbrechen. Aber sie einfach fortzulegen ist ja nicht die ganze Geschichte: Dann meldet sich das schlechte Gewissen, dass da ein Buch ganz traurig wird, weil es eben nicht zu Ende gelesen ist. An einen Roman erinnere ich mich nur noch daran, dass ich rund zwei Jahre daran gelesen habe.

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  5. autorenanna schreibt:

    Liebe Frau Goethe
    Ich finde mich selber in diesem Beitrag wieder.
    Irgendwie geht das Lesen – wie so viele andere Dinge – im Alltag immer wieder unter, man muss schon etwas dafür tun, sich Zeit freischaufeln. Und wenn es nur ein paar Seiten sind. Ein paar Seiten sind besser als nichts 😉

    Ich lese gern beim Kochen, zumindest in den Ruhepausen, wenn die Suppe nur gerührt werden muss, und versuche ansonsten, täglich wenigstens ein Kapitel zu schaffen. Wenn ich auf irgendetwas warten muss, geht es leichter, als wenn der Tag total voll ist.
    Aber es lohnt sich eigentlich immer.
    LG

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