Bloggen im Rückwärtsgang - Reichweite adé

Einfach überscrollt werden

5 Schritte, um als Blogger Reichweite zu verlieren

Alle reden von Reichweite. Sie wollen, dass möglichst viele Menschen lesen, was sie veröffentlichen. Das gilt für die Kanäle im Social Media genauso wie auf dem Blog. Wenn man durchs Netz scrollt, findet man einige, die den Dreh wirklich raus haben. Mir ist aber aufgefallen, dass die klassischen Buchblogs immer weniger werden. Von daher habe ich mal ein paar Tipps zusammengestellt, wie man auf seinem Blog Reichweite verlieren kann. Ich spoilere mal: Es gibt einige Möglichkeiten.

Tipp 1: Poste nur noch auf Instagram

Eine todsichere Art, seinen Blog lahmzulegen ist, alle Rezensionen nur noch auf Instagram zu posten. Das hat jede Menge Vorteile. Man muss sich nur noch kurze Texte mit maximal 2.200 Zeichen überlegen. Das sind so um die 300 Worte. Wer hat schon Zeit für mehr?! Manche Aufmerksamkeitsspannen sind kürzer als man Hashtag sagen kann. Dann solltet ihr noch ein paar Worte durch Emojis ersetzen. Das spart ein paar Worte und außerdem weiß der Leser auch gleich, wie ihr es gemeint habt. Schnell noch ein Bild vom Buch und fertig ist die Rezension und ihr dürft euch Bookstagramer nennen. Wenn es doch nicht so ankommt, macht euch keine Sorgen – nach wenigen Tagen sieht keiner mehr euren Post in seiner Timeline. Wer ihn dann noch lesen will, muss das richtig wollen.

Es stellt sich automatisch die Frage: Ist das eigentlich noch ein Buchblog? Ich finde, Blog darf sich nur nennen, was auch in einem Blog veröffentlicht wird. Social Media kann aber einen Blog unterstützen und hilft bestimmt auch, die Bekanntheit zu steigern. Durch immer neue Darstellungsmöglichkeiten macht es auch Spaß, sich darüber über Bücher auszutauschen. Meine Videos zu diesem Artikel sind alle als Reel auf Instagram entstanden. Die Verlinkungen sind zwar nur für User der Plattform zu sehen, aber sparen auch richtig viel Speicherplatz. Wer nicht selbst hostet, weiß das zu schätzen.

Die aktuellen Analysen von 2024 besagen, dass Google lange Texte liebt. Für die Suchmaschine erscheinen diese relevanter als kurze, knackige Berichte. Bei einer Rezension kann man natürlich nicht immer 800 bis 1.500 Worte schreiben. Es muss ja auch nicht jeder Artikel top ranken. Bei den wichtigen Meinungsäußerungen kann man aber schon die Hürde überspringen und manchmal helfen ja auch Bildunterschriften, um noch ein paar Worte hinzuzuzählen. Ein gut strukturierter Text mit Bildern fördert die SEO obendrein.

Tipp 2: Überrasche mit Spontanität

Es heißt, man soll immer aktuell sein. Am besten geht das, wenn man sich täglich neu überlegt, was man posten will. Da kommt einem ja Social Media entgegen. Das ist so schnelllebig, dass man sich seine Beiträge doch aus dem Bauch heraus überlegen kann. Und wenn mir nichts einfällt? Dann eben heute nicht. Vielleicht übermorgen zwei? Lange vorher planen, kostet sowieso nur Zeit. Naja, und so berühmt sind ja nur die wenigsten, dass die Fans auf ein neues Lebenszeichen warten. Da muss es bei den Veröffentlichungen nicht unbedingt immer dieselbe Qualität von Text und Bild sein. Einfach raus. Wird schon.

Das ist natürlich nicht ernst gemeint. Aktuelle Ereignisse kann man schwer wochenlang im Voraus planen, aber eine Planung enthält ja auch immer Pufferzeiten für eben diese Fälle. Ich überlege mir für eine Woche immer nur vier Beiträge auf Social Media und poste aber meistens sechs. Die beiden ungeplanten sind dann aus spontanen Aktionen entstanden, die möglichst aber zum Thema passen. Dafür hat man ja vielleicht andere Beiträge als Reserve, falls mal die Zeit knapp wird.

Ein anderer Grund, sich wenigstens ein paar Postings zu überlegen, hilft beim Storytelling. Das geht mit Leseeindrücken verschiedener Bücher genauso wie mit Urlaubsreisen. Wenn ihr die Postings aufbaut und nicht schon das Ende vorweg nehmt, habt ihr keine Ideenflaute und für die Follower liest es sich auch schöner.

Tipp 3: Halte die Texte kurz

Um von Google als lesenswert eingestuft zu werden, sollte der Text so um die 1.500 Worte haben. Naja, so lange Texte will ja auch keiner lesen. Die beste Unterhaltung sind sowieso die kurzen. Heißt es nicht auch in einer Schreibregel: So lang wie nötig, so kurz wie möglich? Für eine Rezension kennt man den Inhalt ja schon aus dem Klappentext. Dann werden doch drei Sätze Meinung ausreichen. Oder? Für das bisschen reicht ja dann auch eigentlich der Instagramkanal. Ein schnelles Bild vom Buch und zwei Zeilen in die Caption und fertig ist das Posting. Ach ja, die Leute sollen ja auch auf meinen Blog. Dann mal noch schnell Link in Bio irgendwo hinschreiben und das wird schon reichen. Die meisten scrollen doch sowieso nur über den Feed.

„Das Buch hat mir super gefallen. Es war spannend und die Hauptfigur war mir sympathisch.“ Na, überleg mal selber, würde dir das reichen? Klickst du dann noch auf den aufgeführten Blog? Es sind alle Kriterien angesprochen, aber nicht so beschrieben, dass sie vergleichbar sind. Bei so kurzen Texten ist meine Erwartungshaltung auch für die Rezension nicht mehr die höchste. Man soll diese bestimmt nicht episch ausdehnen, aber ein paar Elemente gehören immer besprochen und bei mir kommen damit schon so um die 400 Worte zusammen. Diesen ersten Entwurf wollt ihr aber bestimmt nicht lesen. Ich muss ihn also noch irgendwie abrunden. Meistens lasse ich die Rezension auch noch einen Tag liegen, weil ich mit Abstand doch noch andere Ideen habe und hinterher zufriedener mit dem Geschriebenen bin.

Irgendwann wurde mir mal gesagt, dass sich entweder der Verfasser oder der Leser quälen muss. Wenn mein Text gelesen werden soll, darf ich nicht den Leser mit komplizierten Satzkonstruktionen oder schwerverständlichen Wörtern belasten. Wenn ich also mehr Arbeit in den Artikel stecke, habt ihr es leichter mit dem Lesen.

Tipp 4: Verwende immer dieselben Bilder

Als nächstes geht es in den Tipps mal um die Bilder. Auf einem Blog sind Bilder ja nicht zwingend notwendig, sondern eher ein Nice-to-have, sofern man sich nicht um SEO kümmert. Aber wir reden ja darüber, wie man auf dem Blog Reichweite verliert. Gucken wir also auf Instagram. Dort brauchen die Postings unbedingt ein Bild, damit man sie überhaupt veröffentlichen kann. Wenn man mehrere Posts zum selben Thema hat, bietet es sich doch an, auch dasselbe Bild zu nehmen. Das spart ja auch eine Menge Zeit. Außerdem entsteht doch so auch eine Farbharmonie auf meinem Feed. Und die Follower erkennen auch gleich, dass ich wieder was gepostet habe. Es hat also einen Wiedererkennungswert. So viele Vorteile und es ist überhaupt nicht mehr nötig, auch noch auf den Blog zu klicken. Genial, oder?

Das ist alles unter bestimmten Voraussetzungen richtig. Aber auch hier gibt es eine zweite Seite, nämlich die des Followers. Was denkt ihr, wenn ihr dasselbe Bild nochmal seht? Ah, das kenne ich noch gar nicht? Oder eher – das hatte ich doch schon … und scrollt einfach weiter? Wenn nun hinter den Bildern jeweils verschiedene Blogartikel liegen, haben es die zweiten schon schwer, überhaupt gelesen zu werden. Es lohnt sich also, ein bisschen Zeit in unterschiedliche Bilder zu investieren, oder doch zumindest mit einem Textoverlay auf den neuen Blogartikel hinzuweisen. Das Bild sollte optimalerweise schon auf den Inhalt des Textes hinweisen. Wenn man also ein stimmungsvolles Herbstbild postet und dann nicht über Dekorationen im Innen-/Außenbereich oder irgendein Naturthema schreibt, spricht man die Zielgruppe nur bedingt an. Wenn ihr über Bücher schreibt, legt wenigstens ein Buch neben die Herbstdeko.

Tipp 5: Reagiere nicht auf Interaktion

Zugegeben, Instagram ist ein Zeitfresser. Täglich muss ich mir was Neues ausdenken, was ich posten kann. Die Fotos gehen ja noch relativ schnell, aber dann soll man ja auch noch wechseln zwischen Karussell und Reel und dann davon auch noch immer eine Story machen. Das ist alles zusätzlich zum Lesen und Bloggen. Und dann geben die Experten noch Ratschläge, man solle täglich mit drei neuen Usern interagieren. Echt jetzt?! Da verzettel ich mich ja total. Ich kenne die meisten Leute ja auch gar nicht. Die werden vermutlich genau so viel mit dem Posten zu tun haben wie ich und haben auch keine Zeit, bei mir einen Kommentar zu hinterlassen. Also, ich weiß jetzt gar nicht, ob das so viel Reichweite bringt. Das könnt ihr mir ja mal hier unter den Post schreiben.

Auch dieser Tipp ist nicht ganz ernst gemeint, verdeutlicht aber die Unterschiede zwischen einem klassischen Blog und Instagram. Ein Blog war in seinen Anfängen immer auch ein Tummelplatz zum Austausch. In der Zeit rund um das Millenium war das Thema Internet ja auch noch neu für die Privatnutzer. Damals hatte man auch noch die Geduld, um auf eine Verbindung vom Modem ins Netz zu warten. Bits waren noch zweistellig und vielleicht lag es gerade daran, dass man mal einen Kommentar unter den Beiträgen hinterließ. Im Zeitalter von Social Media ist so ein Finger beim Scrollen um einiges schneller. Teilweise hat man als Blogger tatsächlich das Gefühl, in einen leeren Raum zu schreiben. Auf Instagram werden zumindest auch die Views gezählt. Es ist also verständlich, dass sich die Kommunikation verlagert. Interaktion ist also wichtig. Nur wer auch mal irgendwo kommentiert, bekommt auch etwas zurück. Menschen folgen eben Menschen.

Tipp 5+1: Teile nichts von anderen

My feed is my castle. So heißt es doch, oder? Dann teile ich mal besser nichts von anderen. Instagram ist doch die Plattform, wo alles ästhetisch ansprechend arrangiert werden soll. Da gebe ich mir mit der Deko dann immer so viel Mühe und dann soll ja auch alles harmonisch aussehen. Da kann ich doch nicht einfach so von anderen ein Bild teilen. Womöglich noch so ein buntes, das gar nicht zu meinen Brandingfarben passt? Widerum wird das Teilen ja schon im Social angesprochen. Naja, eine kleine Story kann ja nicht schaden. Die verschwindet ja morgen auch wieder und mein Account sieht wieder so aus, wie ich ihn zurechtgeputzt habe. Irgendwie ist das alles verwirrend.

Oder wäre es doch besser, öfter mal den Teilen-Button zu nutzen? Ich finde das ja auch toll, wenn jemand etwas von mir teilt. Das Social in Media bedeutet ja auch genau das. Wieso weigern sich dann so viele, mal etwas von anderen zu reposten? Außerdem wird es ja auch mit der Story so einfach gemacht. Kommt schon, irgendwas gefällt euch bei anderen doch bestimmt, was dann auch zu eurem Thema passt! Ähnlich wie bei der Interaktion wird man selbst ja auch sichtbar, wenn man von anderen einen Beitrag teilt. Im Idealfall bekommt ihr sogar neue Besucher auf euren Feed, weil ja der Urheber immer mitgenannt wird und bestimmt andere Follower hat als ihr.

Ein weiterer Tipp für die Instagram-Beiträge sind Collab-Partnerschaften beim Live. Dort zählen sowohl eure Views als auch die des Partners auf denselben Post. Es ist also doppelt so einfach, viral zu gehen.

Tipp 5+2: Kennzeichne alles mit Werbung

Nun sind es sogar schon sieben Schritte, um als Blogger Reichweite zu verlieren. Aber die Sache mit der Werbung konnte ich nicht unter den Tisch fallen lassen. Es ist auch ein ganz schwieriges Thema: Das Kennzeichnen von Werbung. Man hört so viel, dass da wieder der Nachbar von einer Bekannten, der auch schon mal bei der Kollegin was geliked hat, jedenfalls um einige Ecken, der wurde abgemahnt, weil er seinen Beitrag nicht als Werbung gekennzeichnet hat. Das will ich auf keinen Fall riskieren. Am besten schreibe ich also über jede Rezension fett Werbung. Ich habe das Buch ja schließlich bekommen, was ich mal als Bezahlung gelten lasse. So richtig habe ich mich auch ehrlich gesagt nicht mit dem Thema befasst. Letztens hat mir einer gesagt, er würde nie auf Werbung reagieren. Ich ja auch nicht. Aber das ist ja auch was ganz anderes.

Ist es das wirklich? – Was machst du eigentlich, wenn während deines Lieblingsfilms Werbung eingeblendet wird? Es ist die ideale Unterbrechung, um entweder etwas zu trinken zu holen, oder wegzubringen. Die wenigsten sehen sich diese Produktpräsentationen interessiert an. Jetzt ziehen wir mal die Schleife zurück zum Blog … Wieso sollte ich denn ausgerechnet bei der Suche nach Rezensionen die Artikel öffnen, über denen noch ganz prominent Werbung steht? Werbung ist doch immer ein Lobgesang auf ein Produkt, dessen Nachteile niemals erwähnt werden. Die Überraschungen bekomme ich immer erst nach dem Kauf zu sehen. Wie ist das denn dann mit Rezensionen? Sind die Figuren, die immer wieder überraschen, tatsächlich so facettenreich ausgearbeitet, oder handeln sie wie Kai aus der Kiste? Schaltet der Roman mit den bildhaften Landschaftsbeschreibungen bei mir das Kopfkino an, oder muss ich erst 30 Seiten über Grashalme und Baumrinden lesen, bevor irgendwas passiert?

Bei Werbung hätte ich immer das Gefühl, mir wird etwas verschwiegen und deshalb mache ich mir nicht die Mühe sie zu lesen. Von einer Rezension erwarte ich doch, dass sie mir Anhaltswerte gibt, ob das Buch etwas für mich wäre. Wobei auch eine begeisterte Äußerung, dass so richtig viel Blut fließt, bei mir ja eine Einordnung zulässt. Wenn ich zum obigen Beispiel lesen würde, dass die Figuren nicht immer nachvollziehbar handeln, oder der Autor detailverliebt die Landschaft beschreibt, könnte ich genauer wissen, ob ein Buch etwas für mich ist. Eine solche Formulierung käme aber in einer Werbung niemals vor. Oder habt ihr in der TV-Werbung schonmal jemanden sagen hören: „Dieses Produkt ist zwar neu, kann aber auch nicht alles.“

Mein Tipp: Macht euch mit den Gesetzen der Kennzeichnung von Werbung und Markennennung vertraut und entscheidet dann, ob eure Rezension tatsächlich davon betroffen ist. Möglicherweise bekommen dann ja ein paar eurer Rezensionen eine bessere Chance, gelesen zu werden.


Alle Tipps könnt ihr übrigens auch auf meinem Instagram-Account finden. #bloggenimrueckwaertsgang

2 Gedanken zu “Einfach überscrollt werden

  1. Martina Mallon schreibt:

    Ich verfasse meine Rezensionen und meine Beiträge zuerst hier auf meinem Blog. Um mehr Reichweite zu bekommen, verlinke ich diese dann bei Instagram, Facebook und Tiktok. Wenn ich ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekomme, dann schreibe ich hier nicht dick und fett Werbung darüber. Ich bedanke mich natürlich bei dem Autor/in und/oder dem Verlag fuer das Rezensionsexemplar. Das halte ich auch so, wenn ich ein Buch durch eine Release Aktion vorstelle.

    Gefällt 3 Personen

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