Der Duft von Zimt von Rebekka Eder
Hamburg, 1812. Josephine wohnt nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel Fritz. Gemeinsam führen sie die Bäckerei Thielemanns Backhus. Ihre Schwestern Henriette und Ida sind bereits verheiratet. Als die französische Besetzung den Bewohnern immer höhere Abgaben auferlegt, will Fritz das Backhus aufgeben. Josephine überredet ihn, es alleine weiterzuführen. Fritz willigt ein, sofern die Nichte heiratet. Der Postbote Christian Schulte hat bereits Interesse gezeigt, indem er zu den Briefen getrocknete Blumen legte. Die beiden verloben sich, aber Josephine hat Zweifel.
Rebekka Eder verbindet in ihrem historischen Roman die Besatzungszeit der napolianischen Truppen mit der Erfindung des Franzbrötchens. Es ranken sich einige Geschichten um das beliebte Gebäck, aber diese in der Romanhandlung beschriebene klingt plausibel. Das alte Rezeptbuch von Josephines Mutter kombiniert mit dem Wissen eines französischen Bäckerenkels hat auch seinen Charme. Bis es allerdings zur Synergie kommt, müssen die Figuren noch einige Hürden überwinden. Thielemanns Backhus ist der Treffpunkt für die Bewohner der Rosenstraße. Man kennt sich und durch die Dialoge lernt der Leser die Menschen kennen. Sie leiden unter der Besatzungsmacht. Je länger diese dauert, desto mehr kämpfen sie um ihr eigenes Überleben. Es wird immer schwieriger ausreichend Nahrung zu bekommen und die französischen Soldaten achten immer strenger auf den verbotenen Schwarzmarkt. Gleichzeitig wird durch den Soldaten Pépin Sabatier deutlich, dass auch die Besatzer nicht immer zu den Entscheidungen ihrer Vorgesetzten standen. Pépin hat Heimweh und die Not der Hamburger rührt ihn im Inneren. Er ist eigentlich ein netter Kerl, den man sich gut als Freund vorstellen kann. Aber er ist eben auch Franzose und damit der Feind.
Glaubhafte Charaktere und Historie
Die Historie beschränkt sich auf die Jahre 1812 bis 1814. Sie beinhaltet damit die grausame Weihnacht 1813, in der 30.000 Hamburger aus der Stadt getrieben wurden, weil russische Truppen die Stadt befreien wollten. Diese Tatsache nutzt Eder als Spannungselement, weil nun zu wenige Lebensmittel das Bleiben einer Gruppe von liebgewordenen Figuren ermöglichen soll. In diesem Fall erkennt man auch gut den Antagonisten der Geschichte, der nun die negativen Emotionen weckt. Die Fäden der Handlung werden geschickt verwoben und am Ende bleiben keine Fragen offen. Seit diesen Vorfällen sind über 200 Jahre vergangen, die das Stadtbild veränderten. Im Museum für Hamburgische Geschichte kann man sich allerdings noch ansehen, wie der Fluchtweg für Josephine ausgesehen haben mag. In jedem Fall regt der Roman an, mehr über die geschichtlichen Ereignisse erfahren zu wollen.
Der Duft von Zimt ist gerade morgens aus keiner Bäckerei in Hamburg wegzudenken. Rebekka Eder nimmt das süße Gebäck zum Anlass, die Franzosenzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Hamburg näher zu beleuchten. Der historische Roman umfasst dabei Zeitgeschichte und Schicksal der Bevölkerung. Der einnehmende Erzählstil versetzt Leser in eine vergangene Zeit. Der Roman ist ein echter Lesetipp.

Rebekka Eder ist ein Pseudonym. Die Autorin wurde 1988 in Kassel geboren und hat Theaterwissenschaft und Germanistik in Erlangen, Bern und Berlin studiert. Schon während des Studiums begann sie, Romane zu schreiben. Nachdem sie als Journalistin und Werbetexterin arbeitete, machte sie ihre Leidenschaft zum Beruf. Heute schreibt und lebt sie auf dem nordhessischen Land. Sie ist fasziniert von geschichtsträchtigen Orten, alten Fotografien und gut gehüteten Familiengeheimnissen. Und nicht zuletzt hat sie eine große Schwäche für Zucker und Zimt. (Quelle: Rowohlt Verlag)
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- Herausgeber: Rowohlt Taschenbuch
- erschienen am 16. August 2022
- Taschenbuch: 528 Seiten
- ISBN-13: 978-3499008337