Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick von Alexandra Potter
Liv ist nach ihrer zehnjährigen Ehe frisch geschieden und wagt einen Neuanfang. Dazu gehört auch, dass sie von London nach Nettlewick in Yorkshire zieht. Das kleine Dorf bietet jede Menge Ruhe, aber vor allem Erinnerungen. Liv zieht nämlich in das Haus ihrer Großmutter, wo sie bereits ihre Kindheit verbrachte. Dort ist auch Platz für einen Hund. Gleich in den ersten Tagen preist ihr Maya, eine Jugendliche, die sich freiwillig für das Tierheim engagiert, den betagten Harry an. Liv dreht nun also mit ihm ihre Runden und lernt so immer mehr vom Dorf kennen. So trifft sie schon während der Renovierung des Hauses auf ihren ehemaligen Schwarm Ben, dessen Sohn Stanley und Valentine, einem älteren Mann, der sich Sorgen um seine demenzkranke Frau macht.
Alexandra Potter beschreibt in ihrem Roman die verschiedenen Arten von Einsamkeit und Trauer. Liv wurde gerade von ihrem Mann geschieden und muss nun ihr Leben neu organisieren. In der neuen Umgebung kennt sie kaum jemanden. Ben ist auch nicht der Mensch, den sie gerne wiedertrifft. Als Teenager hat er sie zurückgewiesen und war scheinbar mehr an ihrer Schwester interessiert. Erfahrene Leser ahnen jetzt natürlich schon, wie es die nächsten 450 Seiten weitergeht. Neben Livs holprigen Liebesleben werden allerdings noch deutlich interessantere Themen angesprochen. Bens Sohn Stanley ist Autist. Es ist nicht einfach, zu ihm durchzudringen. Er lebt in seiner eigenen Welt. Valentine scheint ein schroffer Charakter zu sein, der im Dorf wenige Kontakte hat. Seine Frau lebt in einem Heim für Demenzkranke. Die Liebe seines Lebens kann ihn nur noch selten erkennen und hinterlässt eine Lücke. Maya muss sich erst selbst finden. Sie rebelliert gegen das Erwachsenwerden, hat aber ein großes Herz für Tiere. Aus diesen fünf Perspektiven wird die Handlung erzählt. Man kommt sich als Leser immer wieder so vor, als würde man die Figuren ein Stück begleiten.
Die Entwicklungsgeschichte wird herzerwärmend erzählt. Es ist ein Wohlfühlroman, den man gut an einem gemütlichen Ort lesen kann. Ein bisschen Zeit sollte man auch mitbringen, weil die kurzen Kapitel irgendwie immer so aufhören, dass man aber gerade noch wissen möchte, wieso diese Figur nun jene Andeutung gemacht hat und wie es weitergeht. Durch die Perspektivenwechsel fühlt man sich schnell in jeden von ihnen ein. Je näher die kleine Gemeinschaft zusammenrückt, desto häufiger finden auch humorvolle Dialoge statt. Der Text macht Hoffnung, dass man auch aus dem tiefsten Loch wieder hinausfindet. Allerdings ist er gleichzeitig auch lebensnah. Es passieren nicht nur fröhliche Dinge und für manchen Fortschritt ist eine Entscheidung nötig.
Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick von Alexandra Potter ist ein Roman, den man aufgrund seines fröhlichen Covers möglicherweise falsch einschätzt. Im Original trägt er den Titel „One good thing“, was den Inhalt auch viel besser trifft als der flapsige Titel der Übersetzung. Es geht um Einsamkeit und Verlust und wie man sich in der Gemeinschaft auch mit kleinen Dingen groß unterstützen kann. Mein Held ist natürlich Harry, der Hund aus dem Tierheim. Für ihn hat sich die ganze Welt verändert und er trägt dazu bei, dass sich auch die Menschen um ihn herum verändern. Lest den überraschend tiefsinnigen Roman!

Die Bestsellerautorin Alexandra Potter hat schon Millionen LeserInnen mit ihren bezaubernden romantischen Komödien glücklich gemacht. Ihre Bücher wurden in 22 Sprachen übersetzt. Geliebt wird sie für ihren warmen Humor, die scharfsinnigen und herrlich witzigen Dialoge und die wunderbar originellen Figuren, die einem schneller ans Herz wachsen, als man lesen kann. Sie lebt mit ihrem Partner und einem bosnischen Findel-Hund in London. Wenn sie gerade nicht auf Reisen ist oder schreibt, verbringt sie viel, zu viel Zeit auf Instragram. Dort wird sie täglich daran erinnert, mehr Sport zu machen, genug Wasser zu trinken, Achtsamkeit zu praktizieren, dankbar für alles Mögliche zu sein, sich trendy anzuziehen, grüne Smoothies zu trinken, veganen Kuchen zu backen, Ziele zu erreichen, sich neue zu Ziele stecken und daran zu denken zu atmen. Und immer glücklich zu sein! #eatscrollweep #jetztschonfixundfertig #woistdernächsteEisbecher (Quelle: Piper Verlag)
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- Herausgeber: Piper
- erschienen am 17. Juni 2022
- Broschiert: 480 Seiten
- ISBN-13: 978-3492062275
- Originaltitel: One Good Thing
Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Piper Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.
Ein Gedanke zu “Neuanfang in Nettlewick”