Die Henkerstochter und die schwarze Madonna - Cover

Gefährliche Wallfahrt

Die Henkerstocher und die Schwarze Madonna von Oliver Pötzsch

Altötting, 1681. Peter hat in München seinen Freund aus Kindertagen wiedergetroffen. Es ist der Kurfürst Max Emanuel, der ihn bittet, ihn auf seiner Reise nach Altötting zu begleiten. Seinen Vater Simon erhebt er für die Reise zum kurfürstlichen Hofmedicus. Da auch Jakob Kuisl gerade in München zu Besuch ist, bricht die ganze Henkersfamilie zur Wallfahrt auf. Sie ahnen nicht, dass unter dem gütigen Lächeln der Schwarzen Madonna hochbrisante Allianzen geschlossen werden sollen. Ein skrupelloser Mörder versucht, diese Verbindung zu verhindern. Außerdem wird der wertvolle Degen von Kaiserin Eleonore Magdalena vermisst. Die sechs Kuisls haben also wieder jede Menge zu ermitteln.

Oliver Pötzsch ist mit diesem Band bereits beim neunten Fall für die Henkerstochter angelangt. Die Serie verbindet die Historie Bayerns mit fiktiven Kriminalfällen. Diesmal geht es um den Wallfahrtsort Altötting, in dessen Kapelle die Madonnenfigur den Pilgern Gnade erweisen soll. Die 700 Jahre alte Figur wurde auch Zeugin der perfiden Anschläge auf Kaiser und Kurfürst, glaubt man den Zeilen des Autors. Jakob Kuisl kennt man als grummelnden Alten, der scharfsinnig Zusammenhänge erkennt. Als er die Kapelle besucht, kann er gerade noch ein Unglück verhindern. Hinter einem Bild wurde Sprengstoff angebracht. Kurze Zeit später findet man den Kaplan ermordet auf. Außerdem wendet sich die Kaiserin vertraulich an Simon, damit er den verschwundenen Degen wiederbeschafft. Das sind große Aufträge, mit denen die Kuisls zu tun haben. Außerdem müssen sie sich vor den Musketieren des französischen Königs in Acht nehmen. Der historische Krimi ist also gewohnt turbulent.

Die Charaktere der Familie haben sich in den neun Bänden weiterentwickelt. Peter und Paul, die Söhne von Magdalena und Simon, sind erwachsen geworden und auch ihre kleine Schwester Sophia geht immer mehr eigene Wege. Das ermöglicht natürlich nicht nur schnelle Perspektivenwechsel, sondern auch überraschende Wendungen in der Handlung. Die Freundschaft zwischen Peter und dem Kurfürsten klingt ebenfalls glaubhaft. Die beiden kennen sich seit der Kindheit und Max hat immer wieder eine Rolle in der Serie. Die kleineren Streitigkeiten untereinander machen die Figuren ebenfalls lebendiger. Kenntnisse der vorherigen Bände sind nicht notwendig, um die Beziehungen richtig einzuschätzen. Selbst wenn Jakob Kuisl nun endlich ein langgehegtes Geheimnis lüftet, ist das für Neuleser bestimmt ebenso einzuordnen wie für Kenner der Serie. Möglicherweise sorgt man sich als Erstleser allerdings nicht so sehr um die Gebrechlichkeit des Henkers. Ich meine, 70 ist doch kein Alter!

Lesen oder Zuhören?

Lesen ist eine tolle Sache, aber hören kann auch intensiv sein. Johannes Steck liest wieder einmal das Hörbuch und verleiht mit seinen Stimmvarianten jeder Figur einen Wiedererkennungswert. Er ist brummig, zischt gerissen, klingt jugendlich und dann wieder fordernd wie ein Hauptmann. Die Stimmen passen zu den Figurenbeschreibungen, sodass gar kein Zweifel entsteht, wen man da gerade hört. Mehr als 16 Stunden kann man sich nach Altötting ins 17. Jahrhundert versetzen lassen. Trotz der Länge ist das Audiobook dennoch gekürzt. Wer hört und gleichzeitig das Buch liest, wird bemerken, dass keine gravierenden Stellen fehlen. Es fehlen ab und zu weiterführende Gedanken oder Beschreibungen, nicht jedoch ganze Handlungen. Von daher kommen auch Hörbuchfans in den vollen Genuss des Romans. Ich könnte mich übrigens nicht für nur eine gedruckte oder gesprochene Version entscheiden. Bei manchen Romanen muss es beides sein.

Hörprobe

Die Henkerstochter und die schwarze Madonna setzt die Serie auf einem hohen Niveau fort. Oliver Pötzsch lässt souverän geschichtliche Fakten und fiktive Krimihandlung zusammenspielen, sodass ein temporeicher Roman dabei herauskommt. Ein Nachwort klärt über die Historie der Heiligen Allianz auf und gibt leider auch Hinweise auf den Mörder. Zum Glück steht es gleich im ersten Satz, dass man sich spoilert, wenn man das Nachwort zuerst liest. Im Anschluss gibt es außerdem noch Ausflugstipps an die Schauplätze, die Lust auf eine Reise machen. Sagte ich schon, dass ich ein großer Fan der Henkerstochter bin? Also, unbedingt lesen!

Leseprobe


Oliver Pötzsch - Autor
© Frank Bauer / http://www.frankbauer.com

Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der „Henkerstochter“-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. (Quelle: Ullstein Verlag)


Reihenfolge der Serie:

  1. Die Henkerstochter
  2. Die Henkerstochter und der schwarze Mönch
  3. Die Henkerstochter und der König der Bettler
  4. Der Hexer und die Henkerstochter
  5. Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg
  6. Die Henkerstochter und das Spiel des Todes
  7. Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf
  8. Die Henkerstochter und der Fluch der Pest
  9. Die Henkerstochter und die schwarze Madonna

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  • Taschenbuch: 656 Seiten
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch
  • erschienen am 24. November 2022
  • ISBN-13: 978-3548063553

Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Ullstein Verlag über vorablesen zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.

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