Glasgow Girls von Susanne Goga
Glasgow, 1892. Olivia MacLeod hat nur einen Traum: Sie will Zeichnen. An ihren Werken erkennt man schnell, dass sie begabt ist. Allerdings kann sich ihre Mutter die teure Ausbildung nicht leisten. Als sie die von der Inhaberin eines Teesalons das Angebot erhält, dass sie für ihre Studiengebühr aufkomme, scheint ein neuer Lebensabschnitt angebrochen zu sein. Olivia lernt die Kunst des Zeichnens an der Glasgow School of Art. Sie lernt aber auch, dass sie nicht jedem vertrauen kann.
Susanne Goga führt ihre Leser erneut ins späte 19. Jahrhundert. Die Protagonistin fühlt, dass sie Großes leisten kann, wenn sie nur Zeichnen dürfte. Schulen wie die Kunsthochschule sind unerschwinglich für sie. Als Miss Cranston sie fördert, eröffnet sich ihr gleichzeitig eine andere Welt, in der sie sich ehrgeizig einen Platz erkämpft. Bisher hatte Olivia die höhere Gesellschaft lediglich im Teesalon bedient. Nun durfte sie mit ihnen gemeinsam studieren. Zusätzlich zum Studium arbeitete Olivia einige Stunden im Teesalon und fertigte Designs für Porzellanmuster und passende Tischwäsche. Durch die junge Frau wird zudem eine Epoche lebendig, in der man sich als Frau auch mal ohne Begleitung eines Mannes in Teesalons traf und der Wunsch nach Eigenständigkeit aufkam.
Die Handlung wird durch die fiktiven sowie historisch belegten Charakteren lebendig. Das Entstehen des besonderen Glasgow Stils erlebt der Leser mit und bekommt eine Ahnung davon, mit wie viel Enthusiasmus die Künstler dafür gelebt haben. Die Zeitgeschichte wird durch sie authentisch geschildert und die bildhaften Beschreibungen der Umgebung versetzen den Leser 130 Jahre zurück in die Zeit. Die GSA unter Leitung von Charles Rennie Mackintosh wird zudem Schauplatz einer Intrige. Der historische Roman ist damit so spannend wie ein Krimi. Bis dahin haben die Charaktere so viel Sympathie gewonnen, dass man mit ihnen mitfiebert. Auch wenn Olivia eine erdachte Figur ist, wünscht man ihr doch den Erfolg.
Susanne Goga zeigt mit Glasgow Girls die Entstehung des Glasgow Styles, einer heute noch bekannten Kunstrichtung. Das ausgehende 19. Jahrhundert wird zudem gesellschaftlich beschrieben, dass man den beginnenden Wandel des Denkens förmlich spürt. Der Roman wird eindringlich erzählt und nimmt den Leser wie auf einer Vernissage mit, die entstehenden Kunstwerke zu betrachten. Der Roman ist ein großartiger Lesegenuss.

Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern – mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman. (Quelle: Penguin Randomhouse Verlag)
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- Herausgeber: Diana Verlag
- erschienen am 14. Dezember 2022
- Taschenbuch: 384 Seiten
- ISBN-13: 978-3453361201
Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Diana Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.