Die Engel von Berlin von Hanna Lucas
Berlin, 1931. Annegret und Martha lernen sich in einem Pfadfinderlager in Berlin kennen und schließen Freundschaft. Selbst in den immer unwirtlichen Zeiten vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schreiben sie sich Briefe und berichten von ihrem Leben. Annegret ist mit Friedrich verheiratet, der die Parolen der immer stärker werdenden Nationalsozialistischen Partei unterstützt. Martha blickt den Entwicklungen als Engländerin skeptisch entgegen. Dennoch möchte sie ihrer Freundin beistehen. Als Annegret sie bittet, ein jüdisches Mädchen bei sich aufzunehmen, stimmt sie zu. Gleichzeitig muss sie sich während der Bombardierung von London selbst täglich in Sicherheit bringen. Die Wut auf das deutsche Volk nimmt in Großbritannien zu. Dennoch tut sie alles, um ihrer Freundin gegen die Willkür der Nazis zu helfen.
Hanna Lucas schildert die Jahre zwischen 1931 bis zu den Nachkriegszeiten aus Sicht der Bevölkerung. Die jungen Leute fanden bei einem Treffen der Pfadfinder zueinander und schaffen es, Kontakt zu halten. Sie haben dieselben Wertvorstellungen unbeachtet ihrer Nationalität. Den jungen Menschen wurde außerdem beigebracht, in Notfällen füreinander einzustehen und das Wohl aller im Auge zu behalten. Das sind ideale Voraussetzungen, um sich einer Diktatur zu widersetzen. Hans verteilt Flugblätter, um damit die Bevölkerung außerhalb der Propaganda zu informieren. Annegret steht der NS-Gesinnung ebenfalls kritisch gegenüber und widmet sich den jüdischen Kindern, die der Deportation entkommen sollen. Sie ist wiederum mit Fritz verheiratet, einem getreuen Parteimitglied. Die Konflikte in dieser Konstellation sind vorprogrammiert. Sie stellen gleichzeitig die gängigsten Meinungen dar und lassen eine Ahnung aufkommen, wieso die Zeit so war wie sie war.
Die beschriebene Historie ist nachfühlbar. Heute wissen wir lediglich von unseren Großeltern, wie sie die Zeit erlebten, falls sie denn darüber sprechen. Von Historikern gibt es inzwischen gute Aufzeichnungen. Die darin beschriebenen Beschlüsse und Auswirkungen sind auch heute noch allein mit unserer Vorstellung haarsträubend. Der Roman lässt es zu, dass man mit den Mandel-Kindern mitleidet und Annegret unterstützen würde. Sie teilt mit ihnen das Wenige, was sie hat und ist immer besorgt, dass sie in ihrem Versteck nicht gefunden werden. Ebenso sind die Szenen in Marthas Familie plausibel. Die Briten haben durch die Angriffe so viele ihnen nahestehenden Menschen verloren, dass ihre Hilfsbereitschaft gegenüber den hilflosen Kindern schwindet. Die geflohenen Kinder hatten in jungen Jahren bereits ihre Eltern und ihr Zuhause und sogar ihre Heimat verloren. Die entstandenen Traumata sind unvorstellbar.
Hanna Lucas ist das Pseudonym einer bekannten Romanautorin. Sie schafft es mit ihrem historischen Roman, die Werte Menschlichkeit, Freundschaft und Nächstenliebe zu vermitteln und anhand der Historie zu beschreiben. In den zwölf Jahren der Schreckensherrschaft gab es doch einige Menschen, die sich darauf besannen und unter Einsatz ihres Lebens alles taten, um den Verfolgten zu helfen. Ein Volk lässt sich eben nicht über einen Kamm scheren. Der Roman ist eine wichtige Literatur gegen das Vergessen.

Hanna Lucas ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Schriftstellerin, Dramaturgin und Drehbuchautorin. Mehrere ihrer Romane wurden zu #-1-Bestsellern. Sie lebt und liebt seit über zwanzig Jahren in Berlin. Der Einfluss der Geschichte der 30er und 40er Jahre auf uns und unsere Familie fasziniert die Autorin jedes Mal aufs Neue. (Quelle: Agentur Michael Gaeb)
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- Herausgeber: Knaur TB
- erschienen am 1. April 2022
- Taschenbuch: 352 Seiten
- ISBN-13: 978-3426527726
Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Knaur Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.