Als die Flut kam - Cover

Eine Nacht verändert alles

Als die Flut kam von Kathrin Hanke

Hamburg, 1962. Die Menschen im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg wurden von der Sturmflut am 16. Februar überrascht. Die Wassermassen überfluteten die Elbinsel über Nacht und forderte mehr als 300 Todesopfer. Viele Menschen lebten seit Kriegsende in den Gartenlauben. Nachdem die schützenden Deiche an über 60 Stellen gebrochen waren, standen diese teilweise komplett unter Wasser. Familie Becker lebt mittendrin. Johannes ist dort mit seinen Geschwistern aufgewachsen und kennt jeden Winkel. Seine Freunde aus Kindertagen sind Peter und Anne. In die junge Frau ist er heimlich verliebt. Als er am Heiligabend 1961 den Mut fasst, ihr diese Liebe zu gestehen, überrascht sie ihn damit, dass sie schwanger ist und aus Hamburg fortziehen will. Johannes Welt liegt in Scherben. Als er sie zwei Monate später beim Packen überrascht, kommt es zur folgenschweren Entscheidung.


Kathrin Hanke kennt sich in Hamburg richtig gut aus. Nicht nur über die Flut, sondern schon vorher sind von ihr zwei immer-wieder-in-die Hand-nehmen-Bildbände erschienen. Hamburgs dunkle Seiten hatte ich 2019 bereits vorgestellt. Jetzt wollte ich natürlich auch mehr über den Krimi wissen und habe mich mit der Autorin zum Gespräch verabredet.

Podcast


Kathrin Hanke beschreibt in ihrem Krimi den Ausnahmezustand während der Sturmflut im Jahr 1962. Das Wasser steigt schnell und die Bewohner der Siedlung versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Durch die Strömung gelingt das nicht jedem. Johannes Becker kennt sich gut aus und verschleppt Anne in einen Bunker. Der vermeintlich sichere Ort kostet Anne das Leben. Peter, bester Freund und zugleich Kommissar, sieht sofort die Unstimmigkeiten am Tatort. Für ihn beginnt die innere Zerreißprobe, einen Mord aufzuklären, dessen Mörder er lieber nicht überführen würde. Die versierte Krimiautorin versieht die scheinbar offensichtliche Handlung mit einigen Wendungen, sodass man am Ende überrascht wird. Die Nebenfiguren lassen immer wieder neue Beweggründe erahnen und halten damit die Spannung oben.

„Seine Schuld konnte man nicht einfach so zurücklassen.“

Die wenigen Tage der Katastrophe werden nachfühlbar beschrieben. Die seinerzeit für einen derartigen Pegelstand nicht ausreichenden Deiche sind heutzutage mehr als doppelt so hoch. In der Nacht auf den 17. Februar 1962 kostete dieser Mangel 315 Menschen das Leben. Das Wasser riss nicht nur Häuser mit sich, sondern machte auch viele unbewohnbar. Rund 30.000 Hamburger wurden dadurch obdachlos. Zudem fielen die Temperaturen. Die Anspannung und Panik der Charaktere sind im Handlungsverlauf greifbar. Man leidet mit ihnen und hofft auf ein gutes Ende. Es gibt aber auch Verhaltensweisen, die abstoßend wirken. Für mich sind Figuren perfekt gezeichnet, sobald beim Lesen eine Reaktion auslösen. Psychologisch bietet der Text einige Stellen zum Nachdenken: Wie gehen Menschen mit Zurückweisungen um? Diese Frage wird gleich von drei Figuren beantwortet. Es geht vor allem um Freundschaft und Verbundenheit in einer Zeit, in der niemand im Überfluss hatte.

Als die Flut kam ist eindeutig ein Regionalkrimi mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Er ruft die Hamburger Sturmflut von 1962 erneut ins Gedächtnis und zeigt außerdem ein Porträt der Gesellschaft mit ihren Werten. Eine der Hauptfiguren ist Kommissar Peter Lüders, der hoffentlich in den 60-er Jahren in Hamburg noch mehr zu tun bekam.

Leseprobe

Die Bilder im Titelbild sind aus der Bildergalerie der Stadt Hamburg entnommen, wo weitere Informationen über die Sturmflut von 1962 nachzulesen sind.


Kathrin Hanke wurde in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Kulturwissenschaften in Lüneburg machte sie das Schreiben zu ihrem Beruf. Sie jobbte beim Radio, schrieb für Zeitungen, entschied sich schließlich für die Werbetexterei und arbeitete zudem als Ghostwriterin. Ihre Leidenschaft ist dabei immer das Geschichtenerzählen, wobei sie gern Fiktion mit wahren Begebenheiten verbindet. Daher arbeitet sie seit 2014 als freie Autorin in ihrer Heimatstadt. Im Jahr 2019 veröffentlichte Kathrin Hanke den Bildband »Hamburgs dunkle Seiten«. (Quelle: Gmeiner Verlag)


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  • Herausgeber: ‎Gmeiner-Verlag
  • erschienen am 8. September 2021
  • Taschenbuch: ‎268 Seiten
  • ISBN-13: ‎978-3839200018

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