Familie ist, wenn man trotzdem lacht von Wiebke Busch
Steffi und Arno Ruttmann leben mit ihren beiden Kindern in einer zu kleinen Wohnung. Es muss einfach mehr Platz her. Arno ist in seiner Agentur viel beschäftigt und häufig abwesend. Daher beschließt Steffi, eine neue Bleibe für die Familie zu suchen. Bereits beim ersten Treffen mit dem Makler erkennt sie, dass sich der Wohnungsmarkt seit der letzten Suche verändert hat. Unglaubliche Praktiken werden nun von den Bewerbern, aber auch von den Maklern angewendet. Als Steffi an ein ganz schwarzes Schaf in der Branche gerät, springt Freundin Helen ein, um den Schaden abzuwenden. Die Journalistin hat nämlich auch keine Skrupel bei den Gegenmaßnahmen. Aber plötzlich kommt die Lösung aus einer ganz anderen Richtung. Die Seniorin Flora Blum kann die dringend notwendige Renovierung ihrer Stadtvilla nämlich nicht finanzieren und bietet dafür eine preiswerte Wohnung an. Für Steffi scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen. Jetzt muss nur noch Arno überzeugt werden.
Wiebke Busch lenkt mit ihrem zweiten Roman das Augenmerk auf die immer härter werdenden Bedingungen bei der Wohnungssuche in Großstädten. Platz ist knapp und wird immer wertvoller. Sowohl die Kaufpreise als auch die Mieten steigen ins Utopische, von den Instandhaltungskosten ganz zu schweigen. Die vierköpfige Familie Ruttmann steht nun vor dem Problem, dass sie unbedingt mehr Platz brauchen, aber eben auch nur ein begrenztes Einkommen zur Verfügung haben. Tatsächlich beläuft sich der durchschnittliche Mietpreis in Hamburg auf 8,66 €/m2. Neubauten schlagen dagegen schon mit 13,40 €/m2 zu Buche. Steffi beginnt nun, eine neue Wohnung zu suchen. Gerade in den letzten Jahren haben sich die Kriterien, überhaupt an einen Besichtigungstermin zu kommen, gravierend geändert. 200 Bewerbungen auf eine bezahlbare Stadtwohnung sind keine Seltenheit. Steffis Erlebnisse hangeln sich daher an realistischen Gegebenheiten entlang.
Wiebke Busch hat mit mir über das Entstehen dieses Romans gesprochen. Ein paar Ereignisse zur Suche fußen auf eigener Recherche. Es geht aber auch über die Figuren und ihre Beziehungen zueinander.
Die Handlung beinhaltet aber noch einiges mehr. Sie beleuchtet verschiedene Arten von Beziehungen. Zum einen gibt es die Familie mit zwei Kindern, die in geordneten Verhältnissen lebt. Daneben ist Helen als alleinerziehende Mutter einer Tochter als Steffis beste Freundin abgebildet. Helen hat bisher nie einen Partner getroffen, mit dem sie ihr Leben teilen wollte. Gleichzeitig ist diese Figur prädestiniert dafür, ein bisschen Romantik in die Geschichte zu bringen. Auch die Seniorin Flora darf auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Aber als Witwe fühlt sie sich in einer so großen Villa einsam. Der Gedanke einer Mehrgenerationen-WG ist daher die perfekte Lösung. Für Flora ist die Familie Ruttmann die einzige Lösung, in ihrem Heim zu bleiben. Man kann natürlich auf den Gedanken kommen, dass alles zu schön ist, um wahr zu sein. Recherchen ergeben allerdings ein anderes Bild und vermitteln beim Lesen das Wohlgefühl, dass bei den vorherigen Fakten nötig ist.
Der Erzählstil ist bei aller Tragik auch humorvoll. Die Erlebnisse mit Maklern und Handwerkern sind teilweise so unsäglich, dass man beim Lesen auflachen muss. Bei jeder neuen Szene wartet man schon darauf, dass wieder etwas passiert. Oft ist es einfach Situationskomik, die zwischen den Figuren entsteht und die überraschen. Die Charaktere sind vielschichtig und agieren daher nicht immer den Erwartungen entsprechend. Ein paar Wendungen im Handlungsverlauf bauen zusätzlich Spannung auf.
Familie ist, wenn man trotzdem lacht ist Wiebke Buschs zweiter Roman, der die derzeitige Wohnsituation in Großstädten spiegelt. Die drei Frauen managen ihr Leben in verschiedenen Weisen und finden eine für sie passende Lösung. Die muss nicht immer passend zu den anderen Parteien sein. Weitere Zutaten für den Roman ist eine Liebesgeschichte und ein Geheimnis, das seine Wurzeln in der besetzten Hafenstraße hat.

Wiebke Busch war für ihre Familie selbst jahrelang auf dem Wohnungsmarkt in Hamburg unterwegs und hat dort so ziemlich alles erlebt. Wenn sie keine Bücher schreibt, verfasst sie Werbetexte oder sie dichtet Einkaufszettel. In ihrem Brigitte Mom Blog hat sie einer beachtlichen Leserschaft regelmäßig über ihr Leben als Ehefrau und Mutter zweier Kinder berichtet. (Quelle: Heyne Verlag)
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- Herausgeber: Heyne Verlag
- erschienen am 12. Juli 2021
- Broschiert: 320 Seiten
- ISBN-13: 978-3453424722
Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Heyne Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.
Ein Gedanke zu “Familie Ruttmann ist Zuhause”