Crime Day 2021 als Live-Stream

Geballte Kriminalität im Wohnzimmer

CRIME DAY als Livestream

Am Samstag, 20. März 2021, fand der CRIME DAY zum zweiten Mal statt – diesmal ausschließlich auf dem heimischen Bildschirm. Das Team von Penguin Randomhouse und des Magazin STERN CRIME setzte in diesem Jahr das Konzept so um, dass die Zuschauer trotz Kontaktbeschränkungen spannende Unterhaltung, haarsträubende True Crime und informative Kriminalistik vermittelt bekamen.

Das Programm begann kurz vor 10 Uhr mit der Begrüßung durch Astrid von Willmann (Penguin Randomhouse) und Guiseppe di Grazia (Stern Crime). Ab 10 Uhr konnten wir den Experten in Talkrunden folgen und so grauenhafte Einblicke in psychische Abgründe erhalten. Der Mix aus Fiktion und Realität war dabei gut gewählt. Krimileser bekamen ein Gefühl dafür, wie viel der Lieblingsautor der Dramatik wegen übertreibt und was sich tatsächlich so abspielt. Begonnen habe ich den Tag quasi mit einem Heimspiel. Kriminalkommissar a. D. Jürgen Schmidt plauderte im Expertentalk, wie die Ermittler selbst aus gesäuberten Tatorten noch Spuren erkennt. Dass man im Nachhinein noch die Reihenfolge der Papiere einer abgerissenen Küchenrolle rekonstruieren kann, hätte ich vermutlich als Erfindung des Autors abgetan. Der wahre Fall spielte sich jedoch vor einigen Jahren ganz in der Nähe meines damaligen Wohnortes ab und war mir noch erschreckend gut in Erinnerung.

Etwas weiter weg war der Fall, den der ehemalige Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel beschrieb. Er erklärte, dass Tote nicht lügen und brachte das Beispiel einer verbrannten Leiche in Afrika. Voodoo war das keineswegs, sondern ließ sich als eiskalter Mord ermitteln. Ob man für die Taten der Mörder Verständnis haben kann, oder ob die Taten lediglich nachvollziehbar seien, diskutierten anschließend Krimiautorin Charlotte Link mit der forensischen Psychiaterin Nahlah Saimeh. Die beiden Damen stießen interessante Aspekte an, wie es zu manchen Überreaktionen kommen kann. Dieser Diskussionsrunde hätte ich noch weitere 45 Minuten folgen können, weil das Thema noch lange nicht ausgeschöpft war. Bei so viel mörderischer Realität flüchtete ich mich aber nun zu den Vergifteten Frauenfreundschaften von Bestsellerautorin Claire Douglas. Die in Bath ansässige Autorin plauderte über ihre Arbeit am Buch, Entstehung der Charaktere und regionale Eigenheiten. Hier nahm ich den ersten Vorteil eines Live-Streams wahr: Wenn das Buch interessant ist, kann man es super schnell online bestellen und hat es sogar am nächsten Arbeitstag in der Post.

Im letzten Jahr nahm ich an den CRIME DAYS in Hamburg und München teil. Obwohl dasselbe Programm geboten wurde, hatte ich nicht eine einzige Veranstaltung doppelt besucht. Dieses Konzept wurde 1:1 online übertragen, sodass auch diesmal eine Vielzahl von Veranstaltungen in fünf Veranstaltungsräumen stattfand. Da es keine Aufzeichnungen gibt und wir uns nur schlecht teilen können, stand man ständig vor der Wahl, welchen Vortrag man folgen wollte. Die Chatfunktion ermöglichte Fragestellungen sogar einfacher als beim Live-Event. Die Möglichkeit der Kombination ermöglicht aber auch eine perfekte Abstimmung auf die individuellen Interessen. Die elf Stunden vergingen mit den Redebeiträgen der Experten wie im Flug. Beindruckt haben mich der Rechtsmediziner Claas Buschmann, der kurzweilig die Darstellung der Spurensicherung im Krimi und in der Realität relativierte und die akribische Recherche von Stephan R. Meier zu seinem Buch 44 TageUnd Deutschland wird nie mehr sein, wie es war.

Der Fall des Präsidenten gelesen von Dietmar Wunder

In diesem Jahr bekam das gesprochene Wort mehr Präsenz. Die Sprecher der Podcasts Verbrechen von Nebenan und Mordlust stellten ihre Arbeit vor. Die beiden haben jetzt jeweils einen Follower mehr. Anschließend hörten wir noch Dietmar Wunder, der die Hörbücher von Marc Elsberg eingesprochen hat. Die Stimme unter anderem von Daniel Craig in James Bond las einen kurzen Absatz aus Der Fall des Präsidenten. Ich habe ja erst eine Woche zuvor meine Abschlussarbeit als Studiosprecherin abgegeben, sodass ich dem Profi natürlich an den Lippen hing und seinen Ausführungen genau folgte. Auch wenn mich diese Thriller sonst nicht so anziehen, werde ich allein wegen der Stimme nun doch das Buch hören. Bei elf Autoren waren sicher auch andere lesenswerte Bücher dabei, die ich aber wegen der großen Auswahl an Sessions nicht alle ansehen konnte. Der Verlag hat dafür ein kostenloses E-Book der Leseproben zur Verfügung gestellt.

Der CRIME DAY ist eine richtig tolle Veranstaltung für Krimifans. Sie lässt hinter die Kulissen von Verbrechenbekämpfung und deren fiktionale Schildung gucken. Gerade die Kombination aus Fiktion und True Crime ermöglicht außergewöhnliche Einsichten in die Kriminalarbeit. Auch die Psychologie von Tätern und Opfern und die sich daraus ergebenden Motive sind nachvollziehbar aufbereitet. Tatsächlich bietet der Tag die gesamte Bandbreite der Spannung. Natürlich kann man Unterschiede zwischen Live und Stream bemerken, aber beides hat auch seine Vorteile und ist definitiv sehenswert. Da zum Abschluss die Worte „bis zum nächsten CRIME DAY“ zu hören waren, freue ich mich schon auf nächstes Jahr.

Zum Vergleich lest ihr hier meinen Bericht zum CRIME DAY aus dem Jahr 2020.

3 Gedanken zu “Geballte Kriminalität im Wohnzimmer

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