Vier Tage im Juni von Jan-Christoph Nüse
Zwischen dem 23. bis 26.6.1963 waren die Augen der Welt auf Deutschland gerichtet. John F. Kennedy, der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, war auf Europareise und besuchte in diesen vier Tagen Bonn, Frankfurt und West-Berlin. Es sollte ein Meilenstein der Geschichte werden. Die Bundesrepublik war gerade 14 Jahre alt und durfte sich erst seit acht Jahren wieder bewaffnen. Da John Fitzgerald Kennedy aufgrund seiner Politik einige Feinde hatte, musste dieser Besuch perfekt geschützt werden. Es wurde eine Sonderkommission gegründet, die eng mit dem Secret Service zusammenarbeitete. Als fiktive Figur agiert auf deutscher Seite Kommissar Thomas Malgo, dessen Chef diese legendären vier Tage leitet. Immer wieder gibt es Konfrontationen mit den Amerikanern, zumal die unerfahrenen Deutschen Lücken im Personenschutz erkennen lassen. Diese Situationen bieten auch immer wieder Gelegenheit, ein Attentat zu planen.
Der zweite Roman von Jan-Christoph Nüse beginnt rund zwei Wochen vor dem Staatsbesuch. Malgo lässt die Leser mitten ins Geschehen zwischen Delegation, Presse und den Mitwirkende blicken. Die steigende Aufregung ist spürbar und gleichzeitig werden Hintergründe aufgezeigt, welche Ziele mit diesem Staatsbesuch verfolgt wurden. Der Kalte Krieg war derzeit eine weltweit allgegenwärtige Bedrohung. Die 1961 entstandene Berliner Mauer zeigte deutlich die Front zwischen Ost und West. Kennedy war allerdings ein Verfechter des Rüstungsabbaus, während Bundeskanzler Konrad Adenauer sogar für die Atombombe plädierte. Auch das stationierte US-Militär war nicht einer Meinung mit ihrem Präsidenten. Das Team um Malgo hatte somit einiges zu prüfen, bevor der legendäre Satz auf dem Balkon des Schöneberger Rathauses gesprochen wurde. Die kleinste Lücke hätte der Tod des mächtigen Mannes sein können.
Bereits mit Operation Bird-Dog beeindruckte mich der Journalist Nüse durch seine Art, einen Krimi vor einer historischen Kulisse zu platzieren. Vier Tage im Juni steht ihm in nichts nach. Er handelt vom viertägigen Besuch des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy in Deutschland. Davon blieb vor allem der letzte Satz seiner Rede „Ich bin ein Berliner“ in Erinnerung, mit dem er die Herzen der West-Berliner gewann. Vom 23. bis zum 26. Juni 1963 zeigte sich auch in Deutschland, dass der populäre Präsident Feinde hatte. Der Mix zwischen realer Reisedokumentation mit bekannten Redeelementen und fiktiven Spannungselementen liest sich wie ein Krimi. Ein klarer Erzählstil mit ausreichend Tempo sorgt dafür, dass man zwar vier Tage ganz nah am Geschehen dabei ist, aber keineswegs für vier Tage Lesestoff hat.

Jan-Christoph Nüse wurde 1958 in Dortmund geboren, ging in Würzburg zur Grundschule und studierte Sozialwissenschaften, Germanistik und Politik. Er arbeitet als Reporter beim Fernsehsender Phoenix in Bonn, Brüssel und Straßburg. Für seine Berichterstattung wurde er mehrfach ausgezeichnet. In seinen Büchern mischt er überprüfbare Fakten mit spannender Fiktion. (Quelle: Gmeiner Verlag)
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- Taschenbuch : 352 Seiten
- ISBN-13 : 978-3839227688
- Herausgeber: Gmeiner-Verlag
- erschienen am 9. September 2020
Das Leseexemplar wurde mir zum Rezensieren zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.
Ein Gedanke zu “Besuch des Präsidenten”