Bella Stella: Eine deutsch-italienische Familiensaga
Holstein, 1922. Stella wächst auf dem Gutshof Friederkamp auf. Ihr Vater ist dort Verwalter und die Köchin Florentine hat sich der Halbwaise angenommen. Zum gleichaltrigen Sohn des Gutsbesitzers hat Stella eine besondere Beziehung. Sie träumt davon, Carsten eines Tages zu heiraten und mit ihm gemeinsam auf dem Gut zu leben. Doch Carstens Vater hat andere Pläne, die er bei der Beerdigung ihres Vaters unmissverständlich ausspricht. Wie gerufen kommt die dunkelhäutige Luna auf den Hof, um Stella mit nach Hamburg zu nehmen. Die junge Frau behauptet, ihre Schwester zu sein und dass ihre gemeinsame Mutter im Sterben läge. Stella lässt sich überzeugen und verlässt Friederkamp. Auf St. Pauli lernt sie ein vollkommen anderes Leben zwischen Hafenarbeitern und Notleidenden kennen.
Brigitte Pasini, die bereits unter mehreren Pseudonymen Romane veröffentlichte, beginnt mit Bella Stella eine Trilogie über eine Umbruchszeit im Deutschen Reich. Die Zeit zwischen den Kriegen bedeutete vor allem Wiederaufbau, Neupositionierung und immer wieder Chancen nutzen. Drei Handlungsstränge verdeutlichen die Hauptgruppen der Gesellschaft. Stella hat bisher nur das beschauliche Leben auf dem Land kennengelernt, bis sie in das turbulente Hafenviertel Hamburgs kommt. Luna betreibt dort ein kleines Geschäft für Lebensmittel. Als drittes wird der aus seinem italienischen Heimatdorf vertriebene Lorenzo beschrieben. Er sucht in der Großstadt als Gastarbeiter eine Möglichkeit, viel Geld zu verdienen, um seine Verlobte ebenfalls nachkommen zu lassen. Diese drei Figuren stellen das Gerüst dieses historischen Romans dar. Sie haben ein Gesicht bekommen, das in differenzierte Sympathien weckt.
Stella fasst immer mehr Fuß in ihrer neuen Umgebung. Sie hilft im Laden und wagt sich immer mehr ans Kochen. Von ihrer Ziehmutter Florentine hat sie einige praktische Tipps und Rezepte erhalten. In einer Radiosendung verrät sie Hausfrauen regelmäßig, wie sie sparsam gesunde Mahlzeiten zubereiten können. In der heimischen Küche versucht sich Lorenzo als Koch. Einige dieser Rezepte finden sich im Anhang wieder.
Vom Gutshof in die Großstadt
Die Zeit der Weimarer Republik wird aus Sicht dieser Bevölkerungsschicht beschrieben. Den drei Hauptfiguren mit ihrem Umfeld wird eine wohlhabende Freundin an die Seite gestellt, die mit einem jüdischen Bankier verheiratet ist. Ihre Hilfsbereitschaft und finanzielles Polster öffnet in Notsituationen so einige Türen. Auf die politische Entwicklung wird nur am Rande eingegangen. Der Fokus liegt auf das Zusammenleben im Mehrfamilienhaus, das durch die unterschiedlichen Bewohner immer wieder Wendungen im Handlungsverlauf bietet. Die Rollen der Figuren sind auf alle ethischen Gruppen verteilt, sodass im zweiten Band ab 1929 die gravierenden Veränderungen zu erwarten sind. Der Roman umfasst sieben Jahre, die für Deutschland prägend waren. Die sich verändernde Gesinnung lässt bereits jetzt ahnen, dass es für diesen Häuserblock nicht leicht wird. Die Zeit wird farbig ausgemalt und vorstellbar.
Bella Stella ist der Auftakt einer Trilogie, die in der schwierigen Zeit der Weimarer Republik von dem Wunsch nach einem sorgenfreien Leben, Zusammenhalt und Liebe erzählt. Die unterschiedlichen Schwestern und ihr Halbbruder lassen weitere Veränderungen erwarten, die man nur mit Hilfe des jeweils anderen meistern kann. Die Tochter des Gutsbesitzers ist die Vorgeschichte zu diesem Unterhaltungsroman und klärt einige Ungereimtheiten auf.

Hinter dem Pseudonym Brigitte Pasini verbirgt sich Brigitte Kanitz, die bereits zahlreiche erfolgreiche Romane publiziert hat. Sie lebt seit Jahrzehnten in Italien, hat aber noch einen Koffer in ihrer Heimatstadt Hamburg. Mit ihrer deutsch-italienischen Familiensaga «Bella Stella» verknüpft sie auch die spannende Geschichte ihrer eigenen Familie. (Quelle: Rowohlt Verlag)
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- Taschenbuch: 528 Seiten
- Verlag: Rowohlt Taschenbuch
- erschienen am 20. August 2019
- ISBN-13: 978-3499276163