Die Villa an der Elbe von Linda Belago
Anni van der Haard ist zwölf Jahre alt als sie mit ihrer Familie auf dem Dampfschiff Kaiser Wilhelm der Große von Bremerhaven nach New York fährt. Ihre Schwester Helena soll sich dort mit dem Erben einer Reederei verloben. Anni findet es aufregend, doch Helena sieht ihrer Zukunft skeptisch entgegen. Am Dock angekommen, will sie in Gesellschaft ihres Dienstmädchens Clara an Land gehen. Kaum sind sie vom Schiff, bricht ein Feuer aus. Das Dock steht in Flammen und nur zwei der angelegten Schiffe können noch auf den Hudson flüchten. Clara wird von einem brennenden Balken getroffen. Helena kommt erst wieder in einem der umliegenden Krankenhäuser zu sich. Sie beschließt, Claras Identität anzunehmen, um der Verlobung zu entgehen. Die junge Frau aus der gehobenen Gesellschaft beginnt ein neues Leben als Näherin. Mit Disziplin und Ausdauer arbeitet sie sich hoch und lernt nach einigen harten Jahren doch noch den Mann fürs Leben kennen. Zu ihrer Familie hat sie keinen Kontakt mehr. Doch plötzlich taucht sie in ihrer Heimat in einem Zeitungsbericht auf. Die Überraschung könnte für Anni nicht größer sein.
Linda Belago verbindet in diesem Roman zwei Zeitebenen miteinander. In der Gegenwart erfahren sowohl Jonas als auch Amely von einem Depot in einer New Yorker Privatbank. Beide haben gemeinsam, dass sie dringend Geld benötigen. Der Reedereierbe hat gerade entdeckt, dass sein Vater das Unternehmen in die roten Zahlen gewirtschaftet hat und Amelys Ex-Freund hat sie um ihr gesamtes Erspartes gebracht. Für beide bedeutet das deponierte Geld die Lösung aller Probleme. Die Entdeckung der Benachrichtigung liegt zeitlich nah beisammen, sodass ein Wettlauf stattfindet, ohne dass die Teilnehmer das wissen können. Das Depot besteht schon einige Zeit und zunächst ist nicht klar, wie die Zusammenhänge sind. Findige Leser ahnen sicher schon die Verbindung zur tragischen Schiffsreise.
Das historische Ereignis zählt bis heute zu den größten Brandkatastrophen der Vereinigten Staaten. Rund 300 Menschen verloren im Juni 1900 ihr Leben. Die Rettungsmaßnahmen konnten nicht in der gewohnten Zeit eingeleitet werden, da ein Großteil der Seeleute Landgang hatten. Die Kaiser Wilhelm der Große hatte gerade erst angelegt, weswegen hier noch die Mannschaft an Deck war. Das Schiff wurde auf dem Hudson außer Reichweite der Brände gezogen. Der fiktive Handlungsstrang um Clara ist somit plausibel verwoben. Gleichzeitig ist die Schilderung des Großbrands samt der Konsequenzen für die fiktive Figur spannend und glaubhaft. Ein fast in Vergessenheit geratenes Geschehen wird zur Kulisse und Angelpunkt der gesamten Handlung. Meiner Meinung hätte es den Gegenwartsstrang nicht gebraucht, um lesenswert zu sein.

Die Autorin Linda Belago ist in ihrem Leben viel gereist. Ihr Weg führte sie zunächst quer durch Europa und später nach Übersee. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse von diesen Reisen zusammen mit ihrem Interesse für historische Themen inspirieren sie für ihre Romane. Heute lebt Linda Belago mit ihrem Mann nahe der deutschen Nordseeküste. (Quelle: Mira Taschenbuch)
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- Taschenbuch: 304 Seiten
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- erschienen am 3. Dezember 2018
- ISBN-13: 978-3956498404
Eine kurze Frage: Warum heißt das Buch „Die Villa an der Elbe“, wenn weder die Villa noch die Elbe eine Rolle spielen? Oder habe ich da etwas überlesen?
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Die Villa ist das Zuhause von Anni und anschließend ihrem Urenkel Jonas. Warum der Titel gewählt wurde, müsste man beim Verlag anfragen.
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