Omas Inselweihnacht von Janne Mommsen
Am Donnerstag, 5. Dezember 2019, las Janne Mommsen aus seinem Weihnachtsbuch Omas Inselweihnacht in der Buchhandlung Lutz Heimhalt in Hamburg-Fuhlsbüttel. Für den Autor war es ein Heimspiel. „Seine“ Buchhandlung hatte es ihm auch entsprechend gemütlich gemacht. Im vollbesetzten Raum wurde es auch gleich weihnachtlich.
Schon beim Eintreten schlug einem die Wärme des gemütlich knisternden Kaminfeuers entgegen. Ein original Julboom von Föhr, dekoriert mit typischen Figuren, wies direkt darauf hin, was in den nächsten zwei Stunden zu erwarten war. Zusätzlich stand eine Heimorgel am Platz, wo sonst der Autor liest. Der ausgebildete Musiker und ehemalige Pianist auf dem Traumschiff las nämlich nicht nur, sondern sang auch zwischendurch einige Weihnachtslieder.
Zuerst aber etwas über das fünfte Oma-Buch. Bevor sich eingefleischte Fans fragen, wieso Imke hier nochmal zur Protagonistin wird: Chronologisch ist es vor den anderen Titeln einzuordnen. Oma Imke freut sich auf das Fest im Kreise der ganzen Familie auf der nordfriesischen Insel Föhr. Aber dieses Jahr scheint einiges schief zu laufen. Ihr Sohn Arne hat eine neue Freundin und plant den Heiligen Abend im Golf-Club. Die schmallippige Herzensdame kommt von Sylt und kann bei Oma keine Sympathien gewinnen. Erfahrungsgemäß streiten sich die Riewerts sowieso ausgerechnet immer an Weihnachten. Aber auch Geeske und Regina haben andere Pläne über die besinnlichen Tage.
Im ersten Lesungsabschnitt erfuhren wir mehr von den typischen Ritualen zur Gestaltung des Fests. Mommsen führte uns in Omas Welt ein, ließ sie die Dekoration vom Dachboden holen und konfrontierte sie beim Geschenkekauf mit dem frischverliebten Paar. Omas Traum vom familiären Fest gerät also gleich im ersten Abschnitt in Schieflage. Auch die anderen Familienmitglieder werden kurz vorgestellt und mit humorvollen Dialogen prägnant auf deren Charakter hingewiesen. Was würden wohl die Porzellanschafe davon halten? Omas saisonales Lieblingslied ist von Knut Kiesewetter, was auch den letzten Besucher für die Veranstaltung einnahm.

Der zweite Abschnitt wurde mit der Beschreibung eines persönlichen Erlebnisses eingeleitet. Vermutet man beim Lesen noch an eine blühende Phantasie des Autors, wurden wir nun eines Besseren belehrt. In einer schneestürmischen Nacht wurde sein Auto von der Polizei angehalten. Man sah kaum etwas, aber man hörte Musik. Kurz darauf überholte das stehende Auto der Zug der Freiwilligen Feuerwehr, deren Blaskapelle traditionell von einem Ort zum anderen zog. Wenn es schneit, schneit es eben, aber ändert nicht das Programm. Auch auf die sprachliche Dreiteilung der Insel kam der Autor zu sprechen, die im Buch ebenfalls für Lacher sorgt. Wir probten dann auch gleich mal das Lied der Landfrauen von Wyk, trauten uns dann sogar an die friesischen Strophen. Aal Krastenlidj ist übrigens dann doch kein krasses Lied, auch wenn das thematisch gepasst hätte. Vor der Pause folgte noch eine kurze Szene aus dem Buch, bevor die Stullen zur Stärkung gereicht wurden. Von Pause konnte man beim Autor auch nicht sprechen, musste er doch unzählige Signierwünsche erfüllen.
Das 160-seitige Buch ist gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit eine passende Einstimmung. Die humorvolle Schilderung der Weihnachtsvorbereitungen stehen zwar im Vordergrund, aber unterschwellig wird auch vom Zusammenhalt der Familie und dem Gedanken, was in diesen Tagen am Wichtigsten ist, berichtet. Je nach persönlichen Vorlieben ist es eine berührende oder chaotische Geschichte mit hohem Identifikationspotential. Mit irgendeinem Gedanken findet sich bestimmt jeder wieder.
Die Lesung endete mit weiteren Anekdoten zur Recherche für die Föhr-Bücher, die ebenfalls Die kleine Buchhandlung mit einschließen. Wir wissen nun, dass das Polizeirevier auch auf einer kleinen Insel viel zu tun hat und dass die friesische Wortkargheit nicht nur ein Klischee ist. Eine Disco, die 100 Jahre besteht, gibt es andernorts wohl auch kaum. Die Zeit verging viel zu schnell und der Vorschlag, doch das Buch von der ersten bis zur letzten Seite zu lesen, fand allgemeinen Anklang. Ich empfehle beides: Das Buch lesen und zur Veranstaltung gehen. Es war ein außergewöhnlicher Vortrag, ein nettes Publikum und die Buchhandlung ein großartiger Gastgeber.

Janne Mommsen hat in seinem früheren Leben als Krankenpfleger, Werftarbeiter und Traumschiffpianist gearbeitet. Inzwischen schreibt er überwiegend Drehbücher und Theaterstücke. Mommsen hat in Nordfriesland gewohnt und kehrt immer wieder dorthin zurück, um sich der Urkraft der Gezeiten auszusetzen. Passenderweise lebt die Familie seiner Frau seit Jahrhunderten auf der Insel Föhr. (Quelle: Rowohlt Verlag)
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- Taschenbuch: 160 Seiten
- Verlag: Rowohlt Taschenbuch
- erschienen am 17. September 2019
- ISBN-13: 978-3499001185
Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Rowohlt Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.