Irlands dunkle Geheimnisse

Tod in der Bibliothek von J. B. Lawless

In der Bibliothek eines irischen Herrenhauses entdeckt der Hausherr eine Leiche. Er ruft die Polizei. Doch bevor Detective St John Strafford beim Tatort ankommt, hat sich bereits die Haushälterin ans Putzen gemacht. Er kann nur noch feststellen, dass dem toten Pfarrer offenbar nichts geraubt wurde und es auch sonst keine Einbruchsspuren gibt. Dafür ist aber die Leiche unüblich hergerichtet. Sämtliche Hinweise auf den Täter führen zur Familie von Colonel Osborne. Allerdings haben sowohl seine Frau als auch seine beiden Kinder Alibis. Strafford muss seine gesamte Kombinationsgabe aufwenden, um diesen verzwickten Fall zu lösen.

J. B. Lawless ist das Pseudonym eines bekannten Autors, der allerdings nicht erkannt werden will. Sein Kriminalfall folgt dem klassischen Muster, dass man bereits auf den ersten Seiten mit dem Verbrechen konfrontiert wird und dann bis zum nahenden Ende allerlei Hinweise bekommt, wer wohl zu einer solchen Tat fähig war und vor allem aus welchem Motiv. Platziert ist der Schauplatz im Irland der 60-er Jahre. Es ist Winter und der fallende Schnee suggeriert eine unberührte, unschuldige Umgebung, die nicht so recht zum angerichteten Blutbad passen will. Das Opfer ist Father Tom, ein allseits bekannter und respektierter Kirchenmann. Man hat ihn aber nicht nur getötet, sondern auch seine Leiche verstümmelt. Alles sieht nach einem enormen Racheakt aus. Bei seinen Fragen stößt der Ermittler allerdings auf Schweigen. Noch aussichtsloser wird die Klärung, als sich ein hochrangiges Kirchenmitglied einmischt und auf Beenden der Nachforschungen drängt. Aus der heutigen Sicht erscheint das realistisch.

Der Autor, dessen Buch aus dem Englischen übersetzt wurde, behandelt in seinem Auftakt zur Krimiserie um Detective St John, gesprochen Sinjinn, Strafford die Vorfälle, mit denen in den 60-er Jahren die Kirche von Irland konfrontiert war. Sie musste sich der Anklage von Missbrauchsfällen stellen. Der Mord ist zwar fiktiv, bekommt so aber einen plausiblen Grund, der zudem auf eine dunkle Seite der irischen Historie hinweist. Die Kirche hatte eine enorme Macht, sodass zahlreiche Übergriffe vertuscht werden konnten. Die Belastung für die meist minderjährigen Opfer war umso höher. Ein typischer historischer Krimi ist es dennoch nicht. Wäre die Jahreszahl nicht erwähnt, könnte die Handlung zu jeder anderen Zeit stattfinden. Möglicherweise scheint das aber auch nur so, weil sich derartige Vorkommnisse seit jeher ständig wiederholen.

Der Kriminalfall lässt sich durch seinen Erzählstil leicht lesen. St. John Strafford bleibt weitgehend im Hintergrund. Der Fokus liegt eindeutig auf dem Fall. Obwohl man beim Lesen sehr nah am Protagonisten bleibt, hatte ich nie das Gefühl, mehr zu wissen als er selbst. Der Spannungsbogen ist akkurat angelegt und die übersichtliche Anzahl an Verdächtigen empfand ich auch als angenehm. Mehr möchte ich zu diesem Thema nicht schreiben, weil sich Manuela vom Bücherhaus mit dem Faktor Spannung beschäftigt hat und einen Blogartikel dazu einen Artikel geschrieben hat. Die Ermittlung wird als Rückblick erzählt, was den versierten Leser ahnen lässt, dass vermutlich noch mehr Erinnerungen von Strafford mit „r“ veröffentlicht werden. Beim zweiten Fall bin ich wieder dabei. Irland geriet ja nur wenige Jahre später erneut aufgrund von religiösen Diskrepanzen in die Schlagzeilen.

Dieser historische Krimi benötigt wieder einmal zwei Blogeinträge. Hier findet ihr die historischen Aspekte und bei Lesenswertes aus dem Bücherhaus wird wie gewohnt das Augenmerk auf die Spannung gelegt. #zweiblogseinbuch für eine umfangreiche Betrachtung von historischen Krimis.

Leseprobe

JB Lawless ist das Pseudonym eines bekannten Autors. (Quelle: Kiepenheuer&Witsch Verlag)


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  • Taschenbuch: 368 Seiten
  • Titel der Originalausgabe: Snow
  • Verlag: KiWi-Taschenbuch
  • erschienen am 10. Oktober 2019
  • ISBN-13: 978-3462052480

Das Rezensionsexemplar wurde mir vom KiWi Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung hat es nicht beeinflusst.

Ein Gedanke zu “Irlands dunkle Geheimnisse

  1. fraggle schreibt:

    Mir hat es ebenfalls gut gefallen, auch und gerade, weil ich, im Vergleich zu anderen, ähnlich gelagerten Krimis, die Hauptfigur sehr gerne mochte. Und ja, theoretisch könnte die Handlung auch zu einem anderen Zeitpunkt passieren, dennoch hat JB Lawless die 50er Jahre sehr anschaulich geschildert, in meiner Wahrnehmung wähnte ich mich sogar eher in den 20ern. 🙂

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