Mary Shelley meets Hercule Poirot

Grandhotel Angst von Emma Garnier

Nell ist mit ihrem Mann Oliver auf Hochzeitsreise an der ligurischen Küste von Italien. Sie sind im luxuriösen Grandhotel Angst untergebracht. Zunächst genießt die junge Frau den üppigen Komfort, bis plötzlich ein Hotelgast tot aufgefunden wird. Es war ein Bekannter von Oliver. Nell hinterfragt den Vorfall und erkennt, dass ihr Mann darin verstrickt ist. Er war keineswegs zum ersten Mal an diesem Ort und scheint noch mehr zu verheimlichen.

Emma Garnier hat uns bereits unter anderen Namen sowohl spannende Krimis als auch historische Romane präsentiert. Dieser Roman verbindet beide Genres und fügt noch eine Prise Mystik hinzu. 1899 war die Zeit von Mary Shelley und Bram Stoker, die die Lesewelt mit Schauergeschichten schockierten. Von daher gehört eine weiße Lady, die im Hotel immer wieder gesehen wird, selbstverständlich zu diesem Roman. Das Grandhotel trägt außerdem den Namen Angst, der allerdings keine Charaktereigenschaft darstellt, sondern schlicht den Namen des Besitzers wiedergibt. Dennoch suggeriert der Titel etwas Gruseliges. Das jungverheiratete Paar Nell und Oliver hoffen hier trotz dieser Hinweise auf einen guten Anfang ihrer Ehe. Zumindest aus Nells Sicht soll es genau so werden.

Die Autorin hat einen bemerkenswert temporeichen Schreibstil und verrät immer genau so viel, dass man unbedingt wissen möchte, wie es im nächsten Kapitel weitergeht. Der Küstenort Bordighera stellt die Kulisse für den Krimi dar. Die Atmosphäre des ausklingenden 19. Jahrhunderts hat etwas Geheimnisvolles in dem gediegen eingerichteten Grandhotel. Schnell wird deutlich, dass Oliver in etwas verstrickt ist, das möglichst nicht bekannt werden soll. Nell, jung und unerfahren, schöpft Verdacht und stellt alle möglichen Rückschlüsse an. Ihre aufkeimende Hysterie passt ebenfalls in die Zeit, in der sich Frauen gerne bis zum Reichen des Riechsalzfläschchens in die Ohnmacht flüchteten.

Der Spannungsbogen wird trotz der häufig wechselnden Fährten relativ schnell aufgebaut und legt im letzten Drittel noch an Geschwindigkeit zu. Rückblenden enthalten dabei die notwendige Erklärungen. Das verführt natürlich dazu, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Nell ist als Figur so angelegt, dass man mit ihr leidet und gleichzeitig auch das Weite suchen möchte, wenn sie auftaucht. Die verwendete Ich-Form lässt einen sehr nah an sie herankommen, sodass das Ambiente des Hotels spürbar wird. Oliver ist ebenfalls glaubhaft in seinen Handlungen, wie er sich im Handlungs-verlauf wahrnimmt und mit welcher Selbstverständlichkeit er Entscheidungen trifft. Beide sind Kinder ihrer Zeit, die optimal in die üppige Dekoration eines Luxushotels passen.

Leseprobe


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© Christian Kerber

Emma Garnier ist das Pseudonym einer Autorin, deren atmosphärische Krimis regelmäßig in den Top 10 der Bestsellerliste stehen. Vor Jahren stieß Emma Garnier während einer Italienreise auf ein verlassenes Hotel in Bordighera, an der ligurischen Küste. Sie begann zu recherchieren und war von der Geschichte so fasziniert, dass sie beschloss, eines Tages einen Roman darüber zu schreiben. Mit „Grandhotel Angst“ erfüllt sie sich diesen Traum. (Quelle: Random House)

 


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  • Taschenbuch: 320 Seiten
  • Verlag: Penguin Verlag
  • erschienen am 14. August 2017
  • ISBN-13: 978-3328100881

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