Auf gute Nachbarschaft

Das Paar aus Haus Nr. 9 von Felicity Everett

Sara und Neil wohnen mit ihren beiden Söhnen in London. Die Familie lebt in einer Doppelhaushälfte und führt ein unaufgeregtes Leben. Das ändert sich, als Gavin und Lou mit ihren drei Kindern in die andere Hälfte ziehen. Das Künstlerpaar kehrt nach einigen Jahren aus Spanien heim. Der Bildhauer und die Regisseurin scheinen so anders zu sein und haben doch auch so alltägliche Probleme. Sara ist fasziniert und bemüht sich um Lous Freundschaft. Diese lässt sie gerne überall teilhaben, vor allem, wenn es sich um lästige Arbeiten handelt. Der Glamour reicht aber so weit, dass sich Sara und Neil von ihren früheren Freunden distanzieren und immer mehr vereinnahmt werden.

Felicity Everett beschreibt in ihrem Roman eine Situation, wie sie in jedem Wohnort vorkommt. Neue Nachbarn beziehen ein Haus und man ist neugierig, wie sie wohl sein mögen. Umso schöner ist es, wenn sie ebenfalls Kinder im alter der eigenen haben und immer für eine gemeinsame Unternehmung zu haben sind. Sara und Neil sind unbewusst von der Routine ihres eigenen Lebens gelangweilt. Viel zu rasch überschreiten sie Grenzen, mit deren Konsequenzen sie nicht gerechnet haben. Die Handlung scheint fast in Echtzeit nachfühlbar zu sein. Man muss nicht Lou als Nachbarin haben, um Saras Neugier zu verstehen und die aufkeimende Freundschaft zwischen den Paaren als realistisch zu empfinden. Ebenfalls sind die Berufe der Neuzugezogenen so selten, dass man gerne glaubt, sie seien bedeutender als der eigene. Natürlich hilft man sich, wenn mal kein Babysitter zur Hand ist oder keine Zeit zum Kochen. Irgendwann ist die Freundschaft so groß, dass man sogar eine größere Summe Geld verleiht. Das Geben wird zur Selbstverständlichkeit. In diese Falle tappen auch Sara und Neil.

Die britische Autorin bezeichnet das Schreiben als Psychotherapie, was in diesem Fall hoffentlich nicht authentisch ist. Ihre Figuren durchleiden eine Zeitspanne von 18 Monaten, in denen man sie intensiv genug kennenlernt, um die Beweggründe zu verstehen. In manchen Situationen hätte ich gerne genauer hingeschaut, aber es gibt auch keine störenden Lücken. Sara ist die Protagonistin und kann ihr Umfeld nur aus ihrer Sicht beurteilen. Als Leser beobachtet man das Geschehen aus einer Distanz und erkennt schnell die Muster, denen sich Lou und Gavin bedienen. Psychologisch versierte Leser werden bei den Ereignissen eine gewisse Vorhersehbarkeit bemängeln. Dennoch zieht sich der Spannungsbogen durch die gesamten Kapitel, um zum Schluss in einem Stakkato zu enden. Mir hat der Roman trotz der kleinen Schwächen gefallen und ich warte gespannt auf die nächste Veröffentlichung.

Leseprobe


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Foto: ©Lizzy C.

Felicity Everett ist in Manchester aufgewachsen. Nachdem sie erfolgreich zahlreiche Kinderbücher veröffentlicht hat, widmete sie sich dem Schreiben von Romanen. Das Paar aus Haus Nr. 9 ist ihr zweiter Roman. Die Autorin lebt in Gloucestershire. (Quelle: Harper Collins)

 

 

 


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Verlag: Harper Collins Germany
erschienen am 4. Juni 2018
Bandnummer: 100159
Seitenanzahl: 416
ISBN: 9783959677769

3 Gedanken zu “Auf gute Nachbarschaft

    • frauGoetheliest schreibt:

      Das Ende wird doch nie verraten, sofern es nicht sowieso schon im Geschichtsbuch nachzulesen ist. 😉
      Es ist ein überraschendes Ende. Zumindest hat die Autorin mich in die Irre geführt. Aber lies ruhig selbst. Es sind ja lediglich 200 Seiten im eBook.

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